Wandern von Hütte zu Hütte für Kinder mit viel Schwimmen in der märchenhaften Ötschergegend. Ein Erfahrungsbericht mit 2 Jungen (4 und 15 Jahre), 3 Mädchen (10 Jahre), und 4 Erwachsenen.
Jedes Jahr die gleiche Frage: Meer oder Berge? Im Sommer versammeln sich alle Kinder meiner echten und meiner patchwork-family für Urlaub zusammen und die Großen sagten diesmal: heuer Berge! Sie können sich das Gesicht der Kinder sicher vorstellen. Aber ich, die tolle Tante ohne eigene Kinder, lasse mir einfach Abenteuerurlaub ohne Langeweile einfallen. Wie das geht?
Lesen Sie weiter. Zur Nachahmung empfohlen!
Anmerkungen: ein wenig mehr an Tiefenrenovierung oder -reinigung könnte dem Haus nicht schaden.Schwierigkeitsgrad: heute keiner, da die Höhenmeter mit dem Sessellift überwunden werden.
Tag 2: Wasserfall mit SchleierTatsächlich schaffen es die jüngeren Frühaufsteher-Kinder vorm Frühstück in die Wanderklamotten und wir marschieren Richtung Berggipfel zum Aussichtsfernrohr, das wir nach einer halben Stunde auf leichtem Weg erreichen. Am Gipfel des Ötschers macht angeblich der Teufel Sommerurlaub. Das konnten wir jedenfalls unlängst von Michael Köhlmeier in seinem Bericht über Sagen & Mythen vom Hetscherlberg lesen. Auch so nennt man den Berg hier. Aber das ist eine andere Geschichte, die Sie jedenfalls vor Reiseantritt lesen sollten! Leider ist es so kalt und nebelig (gut dass wir die Hauben haben!), dass wir gleich umdrehen, schnell frühstücken und uns auf den Weg über den Riffelsattel hinunter in die Ötschergräben machen. Perfekt, es geht eigentlich immer nur bergab oder gerade aus – denke ich mir. Da fangen die Kinder schon an, ihre Rucksäcke gelinde gesagt als Feide zu betrachten. Schnell findet sich ein Erwachsenen-Opfer und baut mit einem langen Ast eine Tragekonstruktion um wie ein „indischer Wasserträger“ alle aufgefädelten Rucksäcke weiterzuschleppen. Bis der Ast auch nicht mehr will und bricht. Aber da sind wir schon endlich nach 2 Stunden Marsch und Pause angekommen: beim Schleierwasserfall! Traumhaft wie das Wasser über mehrere Becken märchenhaft heruntersprüht. Hier wird lange Pause gemacht. Jausnen, Trinkflasche nachfüllen, im Wasser spielen und begleitet mit einem Erwachsenen seitlich des Wasserfalls klettern muss natürlich sein. Hier kann man herrlich den halben Tag verbringen. Aber wir brechen wider auf und gehen entlang der oberen Ötschergräben zur bald erscheinenden Abzweigung zur neu eröffneten Vorderötscherhütte. Oje, erstmalig heute ein Anstieg! Aber schon nach einer 1/2 Stunde haben wir es geschafft! Die Hütte ist neu renoviert – picobello und die jungen Wirtsleut´ machen uns die im Wald gefundenen Schwammerl gleich mit Zwiebel und Ei. Ein Gedicht
Anmerkungen: In diese Hütte kommen wir sicher wieder einmal!Schwierigkeitsgrad: leichtHöhenmeter: Erst Abstieg 578Hm, dann Aufstieg 48Hm
Tag 3: Wasser, Wasser, Wasser!Heute geht es wieder den kurzen Weg zurück hinunter in die Ötschergräben. Jetzt beginnt endlich der wunderbare Weg entlang des Baches der immer wieder in Becken, Buchten und Stromschnellen sein hellblautürkis-farbiges Gesicht zeigt. Wie Perlen aufgefädelt gehen wir hintereinander am schmalen Fußweg flussabwärts entlang des Wassers – mal ganz am Ufer, mal in schwindelnden Höhen. Unseren Kleinen nehmen wir dann gut an der Hand. Und wieder ein toller Wasserfall: der Mirafall. Immer wieder rasten wir an einer Sandbank um ins Wasser zu hüpfen. Kalt aber herrlich! Ringsum ragen die Felswände empor und Höhlen bringen uns dazu, immer wieder neue Märchengeschichten zu erfinden. Eine Höhle sollte uns noch zu einem Verhängnis werden. Mittags kommen wir bei der Jausenstation Ötscherhias vorbei. Das Wandern und Schwimmen hinterlässt seine Spuren bei den Kindern – die entwickeln mittlerweile einen Appetit wie richtige Bergbauernkinder! Von hier könnte man leicht auf kurzem Wege aus den Ötschergräben aussteigen und zur nächsten Bahnstation der Mariazallerbahn gehen, wir jedoch gehen weiter das Bachbecken hinunter. Auch bei der Abzweigung beim Stierwaschboden und Lassingfall (wieder Aufstiegmöglichkeit zur nächsten Station der Mariazellerbahn) gehen wir vorbei und marschieren weiter hinunter durch die Hinteren Tormäuer. Es wird schon gegen Abend als wir zum Schluß noch den Bach queren um an der gegenüberliegenden Seite in eine große und eine kleine Höhle schauen zu wollen. Ein wenig Kletterei und schon können wir hineinsehen. Uhh – gruselig dunkel, Bären könnten drinnen sein. Einen schönen Bären binden da die Großen den Kleinen auf! Am Rückweg bei der Querung durch den Bach hüpfen wir von Stein zu Stein und da passiert es. Auweh, Mama rutscht aus und verletzt sich das Schienbein so stark, dass sogar der Knochen zu sehen ist! Tapfer behält sie das Bewusssein und schnelle, beherzte Erstversorgung ist erforderlich. Gut dass wir eine Top-Wanderapotheke mit dabei haben und die Kinder können sehen, wie rasch ein Druckverband angelegt wird. Handy-Empfang gibt es keinen, doch nach einer kurzen Wartezeit schafft es Mami bis zum Ausgang der Tormäuer mit Unterstützung selbst zu gehen und wird vom Taxi ins Spital gefahren. Müde und mit gedämpfter Stimmung gehen wir die paar Meter weiter zum Quartier Gasthaus Digruber in Erlaufboden. Hier haben wir Zimmer mit Gang-Toiletten und ein gutes Abendessen in dem verlassenen Gasthof, bei dem mindestens die letzten 50 Jahre stehen geblieben sind. Alles geht gut aus. Mami kommt spät am Abend mit Nähten am Schienbein zurück. Ganz schöne Aufregung heute.
Schwierigkeitsgrad: leicht, Trittsicherheit erforderlich, an ausgesetzten Stellen kleine Kinder an die Hand nehmenHöhenmeter: abwärts 348 HmDauer: reine Gehzeit mind. 4,5 Stunden
Tag 4: Lebkuchenherzen und LichtermeerAm nächsten Morgen marschieren wir ohne Mami (die fahrt mit dem Taxi) den direkten Weg auf der Straße hinauf zur Station Annaberg der Mariazellerbahn. Die Zeitangabe am Wegweiser ist viel zu kurz bemessen (1 Stunde) und so müssen wir den letzen Teil laufen – so oft fährt die Schmalspurbahn auch wieder nicht (übrigens zu gewissen Zeiten mit Nostalgiecharakter). Aber wir schaffen es, es fängt an zu Regnen. Lustig, irgendwo im Nichts ein Bahnhof, wir springen in den Zug und schon geht es ab in Richtung Zivilisation. In Mariazell wartet schon die humpelnde Mami und wir kosten uns durch Eis und Lebkuchen. Man muss ja schließlich die Unterschiede zwischen Platzhirsch und Rezepterfinder selbst herausfinden. Wie richtige Pilger fühlen wir uns, als wir in die Grotte mit gefühlten tausenden brennenden Kerzlein beim Mariazeller Dom besuchen. Die Hitze der Kerzen treibt uns wieder hinaus und ganz verloren stehen wir am Platz mit den vielen Souvenirständen. Jetzt soll es schon zu Ende sein? Das Wetter spielt nicht mit – also lassen wir den eingeplanten Tag am nahe gelegenen wunderschönen Erlaufsee aus, den man mit kurzer Fahrt im Bus oder Bärendampflock erreichen kann. Wir fahren mit dem Bus zurück zum Auto bei der Talstation der Ötscher-Sesselbahn und schon ist der Urlaub vorbei.
„Und wo ist das Abenteuer?“ werden Sie fragen. Die Gruselgeschichten vorm Schlafen gehen im Hüttenschlaflager machen es garantiert dazu …
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