Zu den Elefantensteinen im Lausitzer Gebirge (Tschechien)
Die Wanderung im deutsch-tschechischen Grenzgebiet hat gleich mehrere interessante Aspekte zu bieten. Schöne Waldwege wechseln sich mit einsamen schmalen Pfaden ab und führen in regelmäßigen Abständen an schönen Felstürmen aus Sandstein vorbei. Schon auf dem Hinweg zu unserem Ziel, den Elefantensteinen (Weiße Steine/Bílé kameny/CZ), kommen wir an den markanten Oberwegsteinen vorbei, die sich kurz vor dem kleinen Ort Horni Sedlo landschaftlich wunderschön aneinanderreihen und zahlreiche Kletterer anziehen. Das Klettern am Naturdenkmal "Elefantensteine" hingegen ist streng verboten. Dieser schützenswerte ungewöhnlich weiße Felsen wurde im Laufe der Jahrmillionen durch Gletscher und Wettereinflüsse bis zur heutigen Form glattgeschliffen.
Die Sandsteinfelsen des "Ziegenrückens" (Kozi hrbety) nahe dem Trögelsberg (Vysoká) mögen für den einen Wanderer ganz normale Felsformationen inmitten einer idyllischen Landschaft sein - für den Geologieinteressierten eröffnet sich das Zeugnis einer erdgeschichtlichen Störung, bei der, vereinfacht ausgedrückt, zum Ende der Kreidezeit Granitschichten auf Sandsteinschichten geschoben wurden und Letztere schräg aufgerichtet wurden (Lausitzer Überschiebung). Wie auf allen Sandsteingraten (auch z. B. im Elbsandsteingebirge) herrschen hier die vergleichsweise anspruchslosen Kiefern und Birken vor, während auf nährstoffreichen Böden von Basalt- bzw. Schieferbergen wie dem Trögelsberg größtenteils Buchen wachsen.
Einen eigenarten Kontrast zu den natürlichen Sandsteinfelsen bilden die zahlreichen kleinen "Ohrenbunker" der historischen Schöberlinie, einem einstigen Befestigungsgürtel mit insgesamt 9100 dieser Beton-Stellungen zwischen dem Lausitzer Gebirge und der Elbe bei Hrensko, die in den 1930er Jahren als Schutz vor den Deutschen gebaut wurden. Sie kamen aufgrund des Münchner Abkommens vom 30. September 1938, das die Tschechoslowakei verpflichtete, die Sudetengebiete ab dem 01. Oktober 1938 zu räumen, nie zum Einsatz. Diesen Zeitzeugen begegnen wir auf unserer Wanderung an vielen Stellen. Teilweise sind die Bunker aufgrund von Bewuchs kaum auseinanderzuhalten mit den moosbehafteten Sandsteinfelsen und manche dienen als Fundament bzw. Erhöhung für Jägerhochsitze. Die meisten von ihnen sind innen frei zugänglich, so dass man sich einen Eindruck machen kann.
Damit bei der Tour die Aussicht nicht zu kurz kommt, wird auf dem Pfaffenstein (Popova skála/565 m) eine wunderschöne Rundumsicht in die Umgebung geboten. Bei entsprechender Sicht können wir sogar den entfernten Gipfel des "Jeschken" (Jested/1012 m) bei Reichenberg (Liberec) mit dem markanten gemeinsamen Fernseh- und Hotelturm sehen.
Alles in allem eine landschaftlich tolle und ruhige Tour, die keine technischen Schwierigkeiten hat und lediglich aufgrund der Länge als eher mittelschwer eingestuft wird.
Autorentipp
- günstige Übernachtungsmöglichkeit in der Jonsdorfer Hütte (Selbstversorgerhütte des Deutschen Alpenvereins Sektion Zittau), www.dav-zittau.de
Wegearten
Höhenprofil anzeigenSicherheitshinweise
- keine
Weitere Infos und Links
- Es bestehen keine Einkehrmöglichkeiten, daher Verpflegung mitnehmen.
Start
Ziel
Wegbeschreibung
Wir überqueren die Gabler Straße und gehen in Richtung des alten Forsthauses. Rechts davon geht unser Wanderweg ab. An der Weggabelung nach 200 Metern bleiben wir links und folgen dem Wanderweg etwa 25 Minuten lang. An einer weiteren Weggabelung halten wir uns erneut links. Vier bis fünf Minuten später erreichen wir die "Tobiaskiefer" (Tobiásova borovice).
Wir gehen zunächst geradaus weiter, biegen aber nach fünf Minuten links auf einen Pfad ab. Von nun an bewegen wir uns für eine ganze Weile in östliche Richtung, teils auf sehr schmalen Pfaden ohne Wegmarkierung und teils auf Wanderwegen. Schon bald erreichen wir die ersten "Ohrenbunker" der Schöberlinie, die sich von nun an in regelmäßigen Abständen links und rechts unseres Weges befinden.
Nach etwa 40 Minuten halten wir uns rechts und passieren auf schönem Pfad recht bald die in kurzen Abständen rechterhand stehenden einzelnen Felsen der Oberwegsteine.
Nach fünf Minuten wechseln wir an der Straße in Horni Sedlo die Seite und gehen auf dem schräg links gegenüber befindlichen Wanderweg weiter. Nach gut 100 Metern gabelt sich der Weg und wir bleiben links.
Eine gute Viertelstunde später halten wir uns an einer neuerlichen Weggabelung rechts und laufen auf einem Feldweg am Waldrand entlang in südliche Richtung. Wir umlaufen die Waldspitze fast vollständig und gehen die Elefantensteine von Süden an und haben diese bald in voller Pracht vor uns.
Nach dem ausgiebigen Erkunden der Felsen, Spalten und Klüfte halten wir uns rechts und Verlauf zunächst westlich, bis wir nach gut zehn Minuten rechtwinkelig nach links abbiegen. Nun geht es fünf Minuten sehr steil aufwärts, bis wir den bewaldeten Gipfel des Vysoká (Trögelsberg) bestiegen haben.
Unser Weiterweg geht links weiter und landschaftlich wunderschön zieht der Pfad seine Bahn in nordwestliche Richtung über den "Ziegenrücken" (Kozi hrbety). Eine gute halbe Stunde folgen wir diesem Pfad, bis wir kurz vor dem Örtchen Horni Sedlo an einem unscheinbaren Pfad rechts abbiegen und nach noch nicht einmal 100 Metern wieder links. Wir kommen jetzt noch mal direkt an zwei rechts von uns im Wald stehenden Bunkern vorbei, wovon einer einen Jägerhochsitz auf seinem "Rücken" trägt (Stand Oktober 2017), was einen kuriosen Eindruck macht.
Danach sehen wir beim Überqueren einer Wiese den kleinen Ort vor uns. An der direkt neben einem der Bunker stehenden Kapelle folgen wir der Straße nach rechts, zweigen aber bereits nach 50 Metern links auf einen Weg ab. Diesem folgen wir bis zum Ende der Ortschaft, das wir nach einer langgezogenen Linkskurve erreichen (eine Viertelstunde später).
Wir tauchen links in den Wald ein und erblicken recht bald die massiven Felsen der Rabensteine. Optional kann man direkt bis vor die Felsen laufen, ein Aufstieg ist für normale Wanderer allerdings nicht möglich, so dass wir uns mit der entferneten Ansicht begnügen und uns an der Abzweigung rechts halten.
Wir folgen immer dem Verlauf des Weges. Nach 20 Minuten nehmen wir an einer Weggabelung den rechten Weg, der uns durch eine märchenhafte Landschaft zum Hufeisenstein (Podkova) führt. Links und rechts des Weges flankieren uns teils moosbewachsene Felstürmchen. Nach einer größeren Felsgruppe zu unserer Linken biegen wir noch einmal links auf einen Pfad ab (etwa acht Minuten) und stehen nach weiteren zwei Minuten vor dem sagenumworbenen Hufeisenstein. Hier muss der Teufel beim Beschlagen seines Hufes vor Schmerz und Wut gleich mehrere Male gegen den Felsen getreten haben, denn hier finden sich überall seine "Hufabdrücke", teils in den Fels geritzt, teils gezeichnet.
Wir machen wieder kehrt und laufen den Pfad schräg links nach Nordosten weiter. Fünf Minuten später kommen wir an eine größere Wegkreuzung mit einigen Wegweisern. Hier wird auch der Pfaffenstein (Popova skála) ausgewiesen, den wir von diesem Standort aus auch bereits schon nah vor uns sehen. Wir folgen dem Wegweiser zum Pfaffenstein, verlassen aber den ausgeschilderten Hauptweg nach 80 Metern und nähern uns dem Pfaffenstein lieber rechts auf einem schönen unmarkiertem Pfad, der in keiner Karte eingezeichnet ist. Der Wandfuß des Aussichtsfelsens mit einer Picknickstelle inmitten einer toller kleinen Felsenstadt ist bei mäßiger Steigung schnell erreicht (zehn Minuten). Der letzte Aufstieg erfolgt technisch leicht über Metalltreppen und Stufen. Wir werden mit einer tollen Aussicht belohnt, denn der Popova skála ist der höchste Punkt der Umgebung. Schon vom üppigen Plateau des Vorgipfels haben wir eine tolle Sicht.
Der Rückweg zur Wegkreuzung erfolgt auf gleichem Weg. An dieser gehen wir rechts weiter (Lückendorf ist ausgeschildert) und nähern uns wieder der Landesgrenze. Wir erblicken kurz vor einer T-Kreuzung auf der gegenüber liegenden Wegseite mehrere kleine Felstürmchen (u. a. den Grenzkogel), die sich bereits auf deutscher Seite befinden. Wer mal im Bielatal der Sächsischen Schweiz in Richtung der tschechichen Grenze gelaufen ist, wird hier an diese Landschaft erinnert.
An besagter T-Kreuzung biegen wir rechts auf den Hauptwanderweg ab, bis nach wenigen Minuten kurz hinter einem linksseitigen markanten Felsturm (Böhmisches Tor) an einem Wegweiser links ein Weg nach Lückendorf abzweigt, so dass die Wegfindung fortan leicht ist (gelber Strich).
Wir wandern in westliche Richtung weiter, biegen noch zwei mal rechts ab und genießen beim Erreichen der linksseitigen Wiese noch einmal die schöne Aussicht in Richtung Westen, indem wir uns auf die dortige Bank setzen, welche mit ihrer verlängerten Rückenlehne zum kurzen Verweilen einlädt, bevor wir nach drei Minuten Laufzeit von dort wieder am Ausgangspunkt unserer Wanderung ankommen.
Hinweis
Öffentliche Verkehrsmittel
- mit der Bahn ab Dresden Hauptbahnhof bis Bahnhof Zittau (alle zwei Stunden, Fahrzeit knapp zwei Stunden)
oder
- ab Cottbus (stündlich) bis Bahnhof Zittau
- vom Bahnhof Zittau mit der Buslinie 6 oder 7 (Linie 7 nur Mo - Fr) nach Lückendorf/Forsthaus - der Busfahrplan der Linie 6 ist größtenteils an die Bahnfahrpläne angepasst (aktuelle Infos unter www.kvg-zittau.de )
Anfahrt
- Autobahn A4 in Richtung Görlitz/Bautzen
- Ausfahrt 91/Weißenberg Richtung Weißenberg/Zittau/Löbau bis Zittau
- ab Zittau in Richtung Lückendorf bis zum Wanderparkplatz am ehem. Forsthaus Lückendorf an der Gabler Str./Kammstraße (etwa ein Kilometer vor dem Ort Lückendorf)
Parken
- großer Wanderparkplatz gegenüber dem alten Forsthaus Lückendorf (Kammstr./Gabler Str.)
Koordinaten
Buchempfehlungen des Autors
- "Der Wanderführer Nordböhmen - Vom Sattelberg zum Jeschken" (Heimatkundlicher Wander- und Touristenführer), Michael Bellmann, Heimatbuchverlag, ISBN 978-3-937537-08-5
- "Kammwegführer - Vom Jeschken zum Rosenberg", Peter Rölke, Berg- & Naturverlag Rölke, ISBN 978-3-934514-38-6
Kartenempfehlungen des Autors
Es gibt leider keine guten deutschsprachigen topografischen Karten mit großem Maßstab von dieser Region. In der tschechischen Karte sind manche kleinen Pfade dieser Wanderung leider nicht vollständig abgebildet.
- EUROKART "Luzické hory / Zittauer Gebirge" (inkl. NP Ceske Svycarsko / Böhmische Schweiz und Sächsische Schweiz - Doppelkarte), 1 : 25.000, in Tschechien in den Tourismusinformationen erhältlich, z. B. in Jetrichovice oder online
- WE MAPS Turistické Mapy Pro Kazdého Nr. 25 - LUZICKÉ HORY, 1 : 25.000, ISBN 978-80-7506-013-6, www.geodezieonline.cz , ansonsten erhältlich w. o.
Buchtipps für die Region
Kartentipps für die Region
Ausrüstung
- normale Wanderausstattung für eine Tagestour
- feste Wanderschuhe Kategorie A/B
Statistik
- 7 Wegpunkte
- 7 Wegpunkte
Fragen & Antworten
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