Via Scandinavica und Lutherweg: Werra und Seulingswald von Treffurt nach Bad Hersfeld

Wir folgen der Via Scandinavica mit wundervollen Aussichten in die thüringische und hessische Bergwelt und dann naheliegend der Werra.
Ab Eisenach folgen wir dem hessischen Lutherweg. Diesen Weg schlug Martin Luther 1521 auf seiner Reise zum Reichstag zu Worms ein. Er führt auf einer historischen Route, den kurzen Hessen, entlang durch die Wälder Thüringens und Hessens.
Autorentipp
Burg Normannstein, Rathaus Treffurt, Werra, Creuzburg (Gottesackerkirche, Liboriuskapelle, Werrabrücke, Nikolaikirche), Dreifaltigkeitskirche Spichra, Rennsteigbeginn in Hörschel, Eisenach (Annenkirche, Jakobsplan, Markt, Georgenkirche), Wartburg, Sängerwiese, Wilde Sau, Vachaer Stein, Schloss Oberellen, Sallmannshäuser Rennsteig, Napoleonstein, Lerchenberg, Margarethenkirche Herda, Laurentiuskirche Berka, Hohes Rod, Katharinakirche Dippach, ehemalige innerdeutsche Grenze (Grünes Band), Seulingswald, Monte Kali, Mahnmal Bodesruh, Wüstung Hammundeseiche, Friedewald (Schloss, Wasserburg), Kathuser Seeloch, Solztal, Bad Hersfeld (Fuldatal, Stadtkirche, Rathaus, Lullusbrunnen).
Versorgungsmöglichkeiten gibt es in Treffurt, Creuzburg, Hörschel, Eisenach, auf der Wartburg, an der Sängerwiese, am Hütschhof, in Oberellen, Berka, Dankmarshausen, im Jagdhaus Bodesruh, in Friedewald und Bad Hersfeld.
In Bad Hersfeld gibt es Hotels und Pensionen zum Übernachten.
Wegearten
Sicherheitshinweise
Der Weg ist auf etwa 30 km befestigt. Die restlichen 65 km sind unbefestigte Wald-, Ufer- und Feldwege bzw. Pfade.Start
Ziel
Wegbeschreibung
Ich rolle durch die Gassen des Städtchens hinunter Richtung Werra und entlang der B 250 mit einem letzten Blick hinauf zur Burg Normannstein über den Fluss. Hinter der Brücke weiche ich dann auf den straßenbegleitenden Radweg aus. In einer Rechtsbiegung der Straße weicht dieser dann endgültig von der Straße ab und verläuft auf einem eigenständigen Sträßchen auf Schnellmannshausen zu. Linkerhand des Tales sind bereits die bewaldeten Höhen des Treffurter Stadtwaldes zu sehen. Dort hindurch führt die Via Scandinavica.
Im Pilgerführer ist die Originalroute der Via Scandinavica beschrieben, die vermutlich auch markiert ist. Diese führt laut Karte in großen Bögen durch den Wald. Bei Netzrecherchen zu Updates des Pilgerführers war ich auf eine Variante aufmerksam geworden, die ein Wanderer erwähnt hatte und vom Autor des Pilgerführers bestätigt wurde. Mit dieser Variante würde ich die Bögen vermeiden und versuche es daher angesichts der vorgesehenen langen Strecke für heute. Mein Sträßchen durchquert den Ort parallel zur Bundesstraße und ich halte auch erst nach dem Ende der Bebauung auf diese zu.
An ein paar landwirtschaftlichen Gebäuden erreiche ich die B 250 und quere sie praktisch nur. Gegenüber der Kaiserlinde führt ein Landweg auf den bewaldeten Höhenzug zu. Diese Kaiserlinde war auch von dem Wanderer erwähnt worden. Der Weg nähert sich dem Wald und führt als guter Forstweg bei angenehmer Steigung hinauf. Auf über 400 m Höhe verlasse ich den Wald und kann linkerhand Scherbda sowie den im Pilgerführer erwähnten Kalksteinbruch erkennen. Die Via Scandinavica führt durch den Ort. Ich studiere die Karte und suche mir eine alternative Wegführung heraus, um den Pilgerweg auf dem direkt vor mir liegenden Höhenzug wieder zu erreichen.
Ich rolle also zügig auf Schotter bzw. beginnender Teerdecke ins Tal zur Straße, quere diese aber nur und folge einem holprigen Feldweg an einer Hecke entlang mäßig ansteigend auf die Höhe. Noch vor dem Waldrand passiere ich ausgedehnte Pusteblumenwiesen, einfach eine malerische, ruhige Natur weitab des lauten Werratals. Im beginnenden Wald erreiche ich einen guten Forstweg und folge diesem weiter, nun beinahe eben. Markiert ist dieser mit dem Luther-L, also für mich nicht ganz so abwegig. An einer kommenden Forstwegekreuzung halte ich mich geradeaus. Linkerhand hätte ich hier die Via Scandinavica erreichen können, aber das ist nicht notwendig, denn diese schließt bald zu mir auf.
Am Standort Kranichsflug, der nächsten Wegekreuzung, ist es soweit. Hier trifft unter den Obstbäumen der mit einem roten Punkt markierte Hainichlandweg ein. Bald müsste es abwärts gehen ins Werratal nach Creuzburg. Der Schotterweg beginnt leicht zu fallen, die Höhen jenseits der Werra sind etwas entfernt bereits zu erkennen. Dann lässt mich die Markierung vom Hauptweg abweichen, mit einer Fahrspur auf eine Streuobstwiese fahren. An der Hangkante bleibe ich stehen, hier am Aussichtspunkt Wisch steht eine Schutzhütte. Man hat einen unübertroffenen Panoramablick in die Werraebene mit den vielen gelb blühenden Rapsfeldern. Im Vordergrund zeigt sich Creuzburg, am Horizont verteilt viele einzelne Höhenzüge. Der Kamm des Thüringer Waldes liegt etwas weiter entfernt noch im Dunst, aber durch den Sendemast ist bereits der Große Inselsberg auszumachen. Ich bin gespannt, was mich hinter den Bergen erwartet. Den Beginn meines Weges Richtung Eisenach kann ich von hier oben bereits in Spielzeuggröße betrachten.
Nun geht es etwas steiler entlang der Hangkante über die Wiese abwärts, ich treffe wieder auf den Schotterweg. Auf diesem ist nun vorsichtiges Agieren vonnöten, denn das steile Gefälle nimmt zu, auch die Größe der Schotterstücke. Zur Bestätigung finden sich an einem alten knorrigen Baum das Luther-L und ein gelber Pfeil. Ich passiere einen Sendemast, dann habe ich auch schon das wild bewachsene Gelände der feldsteinernen Gottesackerkirche oberhalb Creuzburgs erreicht. Das Gotteshaus ist leider gut verriegelt, an einem Baum davor finden sich alle wichtigen Wegmarkierungen. Mich erwartet noch ein kurzer Treppenabstieg, dann stehe ich in Creuzburg auf der Straße.
Ich fahre nun durch zum Markt mit der Nikolaikirche. Diese wird von einem großen Luthertransparent geschmückt, ist aber verschlossen. Ich fahre hinunter zur historischen siebenbogigen Sandsteinbrücke, die mich über die Werra bringt. Das Sandsteinensemble von Werrabrücke und daneben liegender Liboriuskapelle liegt erhaben vor mir. Ich werfe auch einen Blick auf das "Werraknie", ein mäanderndes wildromantisches Durchbruchstal des Flusses mit atemberaubenden Kalksteinriffen.
Die beschriebene Verlängerung der Via Scandinavica bis Eisenach als auch Elisabethpfad und Lutherweg folgen nun dem Radweg im Werratal. Ich tue es ihnen gleich und rolle nun entspannt inmitten der Rapsfelder südwärts bei herrlich blauem Himmel. Anfangs Schotter, dann Asphalt führen mich an Wilhelmglücksbrunn vorbei, einem alten Herrensitz, immer in Sichtweite zur Werra nach Spichra. Im Ort an einem Holzmast entdecke ich diverse Zeichen. Natürlich finde ich die Jakobsmuschel und das Luther-L, aber auch das Elisabethzeichen und das blaue Andreaskreuz, das müsste hier für den Hauptwanderweg von Eisenach nach Wernigerode stehen.
Dann stehe ich aber auch schon an der kleinen schnuckeligen Dreifaltigkeitskirche und finde drinnen auch einen Pilgerstempel. Die ruhige Straße führt mich nun nach Hörschel, zuvor unterquere ich noch die schon einige Zeit sichtbare das gesamte Tal überspannende Brücke der A 4. Im Ort rolle ich zielstrebig zur Pension "Tor zum Rennsteig", einem alten Bauernhof. Im Hof befindet sich ein Ende des legendären und äußerst beliebten Rennsteigs mit direktem Zugang zur Werra. Der Rennsteig ist wohl einer der ältesten deutschen Fernwanderwege und führt laut dem Text auf dem Rennsteigdenkmal über 168.5 km auf dem Kamm des Thüringer und Frankenwaldes nach Blankenstein an der Saale. Julius Plänckner hat ihn um 1830 erstmals begangen. Ich bekomme einen Rennsteigstempel in mein Pilgerheft.
Dann suche ich mir den Radweg nach Eisenach und folge ihm. Er ist auch als Herkules-Wartburg-Radweg gekennzeichnet. Dem Rennsteig werde ich erst ein wenig später wieder begegnen. Der Radweg führt anfangs schottrig, später dann gut asphaltiert, teils auf und ab unterhalb des beginnenden Thüringer Waldes, später im breiten Tal neben der Hörsel bis zu einem Eisenacher Bahnhof. Voraus kann ich oberhalb der Stadt bereits die Umrisse der Wartburg erkennen. Auf der Gaswerkstraße neben der Bahnlinie rolle ich vor zur Kasseler Straße (B 84) und treffe auf jede Menge Verkehr. Also halte ich mich erst einmal rechts auf dem breiten Fußweg unter der Bahnbrücke hindurch und dann links in die Katharinenstraße. Am Roeseplatz mit der Annakirche verlasse ich die Straße dann rechterhand, um durch einen Park am ehemaligen Dominikanerkloster vorbei dann bald auf dem Eisenacher Marktplatz zu landen.
In der Georgenkirche, der Traukirche der Heiligen Elisabeth, hole ich mir den Pilgerstempel des Elisabethpfades für mein Pilgerheft des Jakobswegs und für das Pilgerheft des Lutherwegs einen passenden Lutherstempel. Die Pilgermuscheln weisen mir den Weg aufwärts zum Schlossberg. Hier finde ich sowohl die genormte Jakobsmuschel der EU als auch die des Ökumenischen Jakobsweges. Ich beginne nun den steilen Aufstieg zur Wartburg anfangs auf Kopfsteinpflaster, später auf dem breiten Waldweg. Es ist der kürzeste Weg zur Wartburg. Anlässlich des Lutherjahres sind auf dem Schlossbergaufstieg in kürzeren Abständen Tafeln aufgestellt worden, die über entscheidende Ereignisse im Leben Luthers berichten. Diese schaue ich mir beim Aufstieg an, da ich aufgrund der extremen Steigung von über 25% sowieso am Schieben bin und jede erdenkliche Verschnaufpause gut gebrauchen kann.
Auf den Wegweisern beim Aufstieg findet man einen bunten Mischmasch an Wegmarkierungen, vom Luther-L über Jakobsmuschel, EB-Kennzeichen zur E3-Markierung und dem blauen Andreaskreuz auch noch einige lokale Markierungen. Weiter oben im Wald erreiche ich einen eben verlaufenden Weg und kurz darauf die Eselstation. Ich quere nun die gepflasterte Zufahrtsstraße zur Wartburg und folge dem Fußweg hinauf. Als dieser erneut die Straße quert, folge ich dieser, um die oberhalb gelegenen Treppen zu vermeiden. Bald habe ich bei schönstem Sonnenschein die Torzufahrt der Wartburg erreicht. Von einem linkerhand auf einem Felsen gelegenen Aussichtspunkt gelingt mir noch eine schöne Aufnahme der Burg. Rückwärtig habe ich Ausblick zum Großen Inselsberg, auch Eisenach und die Autobahnbrücke übers Werratal sind gut zu sehen. Rechterhand erkenne ich die Felswände der Hörselberge. Durchs Torhaus gehe ich in die Burg und schaue mich etwas um. Im Andenkenladen hole ich mir dann einen Burgstempel.
Unterhalb der Zugbrücke am Torhaus der Burg befinden sich diverse Wegweiser, auch für den Lutherweg, dem ich nun folgen möchte. Zusätzlich ist auch das blaue Andreaskreuz angezeichnet, die Markierung des EB-Weges in Thüringen. Dorthin und in den Halsgraben kommt man über Stufen. Auch der Informationstafel des EB statte ich noch einen kurzen Besuch ab. Dann schiebe ich mein Rad durch den engen Halsgraben und nehme den weiterhin schmalen und in Serpentinen verlaufenden Weg im steil abfallenden Hang hinab. Schließlich habe ich die Stelle im Helltal erreicht, wo es wieder ein paar Stufen aufwärts geht.
Kurz darauf wird der Weg etwas breiter und führt unterhalb einer Anhöhe entlang. Rückblickend gelingt mir noch ein herrlicher Postkartenblick auf die Wartburg, dann habe ich die Anhöhe erklommen und rolle danach auf einem geraden, breiteren Weg durch den prachtvollen alten Wald zur Sängerwiese hinunter. Hier steht ein Gasthaus, aber ich rolle nur zügig daran vorbei. Der gute Forstweg führt geradeaus leicht bergauf in 3 km zur Wilden Sau, wo ich den Rennsteig erreichen möchte. Der EB-Weg verabschiedet sich jetzt linkerhand zur Drachenschlucht, um den Rennsteig an der Hohen Sonne zu erreichen. Zum Schluss steigt der Weg heftiger und ich erreiche die Wilde Sau.
Die Wilde Sau ist eine Wegekreuzung, an der ein Steinkreuz mit einer Jagdszene abgebildet ist. Auf der Darstellung wird gerade eine Sau erlegt. Hier ist übrigens ein Altrennerpunkt des Rennsteigs, d.h. wenn man von Blankenstein an der Saale auf dem Rennsteig bis hier gewandert ist, kann man sich als Altrenner bezeichnen. Andersherum gibt es auch kurz vor Blankenstein solch einen Punkt. Also folge ich jetzt vorerst dem Rennsteig, markiert durch das Mareile, das weiße "R", und einer Pilgermuschel, durch den herrlich grünen Buchenwald. Das Luther-L finde ich nicht mehr, aber das mag daran liegen, dass sich der thüringische Lutherweg an der Wilden Sau in Richtung Hoher Sonne verabschiedet hat. Der Lutherweg 1521 ist brandneu und eventuell in der Örtlichkeit noch nicht durchgreifend markiert.
Der Rennsteig führt jetzt teils als breiter Forstweg, teils als schmaler Pfad im leichten Auf und Ab über Wolfsrück, Tunnelkopf und Ruppertskopf immer auf Höhen zwischen 300 und 400 m. Zwischendurch ergibt sich nochmals ein herrlicher Blick zur Wartburg, die jetzt schon um einiges weiter entfernt ist. Auch das Hotel daneben ist nun gut zu erkennen. Zum Vachaer Stein, einem Obelisken und alten Wegweiser, führt der Weg dann zügig hinab. Dort überquere ich die B 84, eine alte Passstraße, die Napoleon nach seiner Niederlage bei der Völkerschlacht nutzte. Hier war zu DDR-Zeiten Schluss für den Rennsteigwanderer. Ich nehme die Kastanienallee nach Clausberg. Rennsteig und Pilgerweg führen über die Wurzeln der straßennah stehenden Bäume, das spare ich mir. Als ich aus dem Wald rolle, verlasse ich die Straße in der Rechtskurve und rolle geradeaus zügig hinab zum Hütschhof auf dem Napoleonweg, auch als Altstraße der kurzen Hessen bekannt. Auf diesem Hof gibt es eine Pilgerherberge.
Ich rolle nun zügig im Wald auf einem breiten Waldweg hinab zu einer Landstraße. Parallel zur Landstraße im Tal der Elte fahre ich dann auf einem Sandweg nach Oberellen und hier vor zur Straße. Linkerhand befindet sich die Pilgerherberge. Mein Weg verläuft nach rechts zum Schloss und der Dorfkirche. Das Schloss, ehemals im Besitz derer von Hanstein, dient heute als Touristeninformation und davor finde ich eine Informationstafel des Lutherwegs. Ich rolle auf der Straße weiter Richtung Ortsausgang.
Noch vor dem Ortsende nehme ich laut Karte eine Anwohnerstraße südwärts bergauf. Eine Markierung des Lutherwegs in Form von Wegweisern oder dem Luther-L finde ich hier jedenfalls nicht. Oberhalb quere ich den Damm einer ehemaligen Bahnlinie, dann weiche ich auf der Höhe in einen westwärts führenden Feldweg aus. Dieser führt gemütlich durch die weitläufigen Wiesen und Felder auf dem Höhenzug entlang. Rechterhand befinden sich die Höhen des Thüringer Waldes, linkerhand andere Wälder, voraus ist schon der markante Monte Kali zu erkennen. Diese riesige Abraumhalde des Kalibergbaus ist auch besonders im Pilgerführer erwähnt und befindet sich schon auf hessischer Seite im Grenzgebiet. Ich werde Thüringen also bald wieder verlassen, denn am Monte Kali vorbei führt mein Weg.
Auf dem Weg passiere ich einige Wegekreuzungen, verbleibe aber immer auf dem Höhenzug. Laut Karteneintrag befinde ich mich hier auch auf dem Sallmannshäuser Rennsteig, einer alternativen Routenführung gegenüber dem heute bekannten Rennsteig. Der Weg ist nun auch sandiger und lässt sich nur noch schwerlich befahren, ich schiebe zum Teil mein Rad. Schließlich passiere ich den Napoleonstein auf dem 300 m hohen Dietrichsberg. Dann führt der Weg in ein kleines Wäldchen. Aus dem Wäldchen heraus zieht der Weg weiter auf der Höhe entlang über den 334 m hohen Lerchenberg. Nun ergibt sich auch wieder ein schöner Ausblick ins voraus liegende Werratal und den dahinter befindlichen Seulingswald, der wohl meinen heutigen Nachmittag bestimmen wird.
Ich rolle nun zumeist abwärts auf dem sich immer weiter bessernden Schotterweg bis nach Herda, wo ich rasant abwärts auf die Durchgangsstraße gelange und diese mit einer der bisher rar gesäten Markierungen an der Margaretenkirche wieder verlasse. Die Kirche ist verschlossen, ich fahre also gleich wieder weiter. Auf dem Radweg durch die Felder gelange ich schließlich in ein Gewerbegebiet und entlang von Kleingärten erreiche ich die Durchgangsstraße von Berka. Auf dieser fahre ich durch das schön restaurierte Untertor in den Ort bis zur Laurentiuskirche, die durch ein übergroßes Luthertransparent geschmückt wird. Durch die Erker mit Spitztürmen unterhalb des Kirchturms entsteht der Eindruck einer Ritterburg, zumindest wenn man nur das Dach des Gotteshauses betrachtet.
Die Kirche ist verschlossen, ich wende mich gleich linkerhand in eine steil aufsteigende Gasse zum Friedhof. Das erreichte Anwohnersträßchen führt mich oberhalb aus dem Ort auf den 267 m hohen Pfaffenberg. Von dem besseren Weg, der mich noch etwas höher führt, weiche ich dann rechterhand ab und fahre auf einem Wiesenweg übers 323 m Hohe Rod scheinbar direkt auf den Seulingswald zu. Linkerhand von diesem erhebt sich nun schon ausgezeichnet sichtbar der Monte Kali, weit höher als der daneben liegende Wald mit den Baumwipfeln. Aber mein Weg senkt sich wieder auf die Werraebene zu. Ich muss nochmal hinunter, denn laut Pilgerführer soll ich noch die Ruhe in den Wiesen direkt an der Werra erleben, bevor es zu dem Relikt des Kalibergbaus und in den Wald geht.
Es geht schließlich auf dem immer mehr zugewachsenen Weg hinab nach Dippach und dort erst einmal linkerhand zur schönen sandsteinernen Fachwerkkirche St. Katharina. Diese ist ausnahmsweise mal offen, allerdings finde ich keinen Stempel vor. Ich rolle dann wieder zurück und durch zur Ortsdurchgangsstraße. Auf dieser halte ich mich Richtung Berka, verlasse diese aber noch vor einem Schulkomplex und fahre in die Wiesen an der Werra. Die gelegentlichen Markierungen sind eindeutig, nur ein Weg ist nicht wirklich zu finden. Ich rolle einfach so für gut zwei Kilometer über die abgemähte Wiese direkt neben der Uferböschung, wirklich ein idyllisches Stückchen Lutherweg. Die Zivilisation ist zwar nicht weit entfernt, auf jeden Fall in Sichtweite, aber hier am Wasser ist es äußerst ruhig. Zum Teil schiebe ich das Rad auch, weil der Untergrund holpriger wird.
Zwischendurch muss ich auch mal einen Graben überqueren, was aber mit einem Überweg ohne Probleme machbar ist. Nach einer ganzen Weile an der Werra entlang habe ich dann die Landstraße und die Brücke hinüber nach Dankmarshausen erreicht. Dies wird der letzte thüringische Ort auf meiner Reise sein. Die Beschilderung des Werratalradweges verbleibt übrigens auf der bisherigen Seite, kommt wohl erst mit der Brücke auf diese Seite. Nach dem Erklimmen der ansteigenden Uferböschung nutze ich die erste Gelegenheit und rolle linkerhand durch den Ort, komme an Ende auf eine Ortsverbindungsstraße, die zum nächsten Ort führt. Direkt hinter Dankmarshausen verlief früher die innerdeutsche Grenze, ich folge auch einem Sträßchen unter der Bahnlinie hindurch am ehemaligen Grenzverlauf entlang. Nun entdecke ich auch wieder das Luther-L. Der Pilgerweg führte auch im Ort direkt an der Werra entlang, allerdings auch auf Treppen ein wenig radfahrerunfreundlich.
Nach der Unterführung folge ich der Markierung nach rechts ins Gebüsch. Hier verläuft im Grün wohl der ehemalige Kolonnenweg, die Platten sind jedoch entfernt worden. Es geht immer leicht aufwärts. Später biegt der Weg südwärts und beginnt stärker zu steigen, irgendwann tauchen auch wieder die altbekannten Platten auf. Aber ich sollte sie wohl genießen, denn definitiv wird das der letzte Abschnitt Kolonnenweg auf meiner diesjährigen Reise sein. Ich habe noch ein ordentliches Stück Steigung vor mir zur 439 m hohen Hornungskuppe. Dort oben werde ich dann auf die hessische Seite der Grenze wechseln. Der Monte Kali, der sich nun direkt voraus befindet, soll laut Karte an der höchsten Stelle über 500 m hoch sein. Linkerhand meiner direkt im Grenzstreifen befindet sich ein dichtes Birkenwäldchen, rechterhand eine größere Freifläche. Aber voraus kann ich schon erkennen, dass der Wald von rechts näher an die Grenze anschließen wird. Dieses letzte Stückchen Kolonnenweg hat es in sich und ich holpere durch die unzähligen Löcher der Rasengittersteine. Hier an dieser Stelle kann man aber wirklich und wahrhaftig von einem "Grünen Band" sprechen.
Dann geht es endlich in den Wald, der Monte Kali voraus ist schon zum Greifen nahe. Zuvor gelingt mir noch ein Blick rechterhand in die Enklave Kleinensee. Nach genauerer Sichtung der Karte wird mir die besondere Situation des Ortes bewusst. Er liegt noch in der Ebene an drei Seiten von der thüringischen Grenze umschlossen. Nur auf der ansteigenden Seite zum Seulingswald ist der Weg nach Hessen frei. Dann aber schwindet die Sicht, dichter Wald umgibt mich, der Anstieg wird steiler. Die 300 m Höhe habe ich bereits passiert, der Weg wird zum Hohlweg, vermutlich ein Originalaufstieg der "Kurzen Hessen". Die A 4 führt großräumig gedacht heute auf der Route der "Kurzen Hessen" entlang, allerdings befindet sich diese noch einige Kilometer westlich. Bald werde ich aber in deren Nähe kommen.
Schließlich wird die Luft schneidender, ich rieche Salz, viel Salz. Mittlerweile sind auch die Platten verschwunden und ein schmaler nadelbedeckter Waldweg führt mich zwischen den Bäumen hindurch nahe an den hohen Absperrzaun des Kalibergbaus heran. Linkerhand schimmert es weiß zwischen dem Grün der Bäume hervor. Aber das ist nicht das Weiß der Wolken am Himmel, sondern das Weiß des Kalisalzes. Der immense Abraumberg des Monte Kali befindet sich nur wenige Meter entfernt, versperrt mir die Sicht zum Himmel, schließlich laufe ich direkt am Zaun entlang. Ein Fahren ist aufgrund des schmalen Weges, der Steigung, aber auch wegen der schneidend scharfen Luft nicht empfehlenswert.
Immer wieder führen hohlwegartige Geleise rechterhand in den Wald. Das sind wohl diverse Anstiege auf den "kurzen Hessen". Ich ignoriere all diese Pfade und Wege und halte mich am Zaun. Schließlich gelange ich unverhofft an eine Straße. Linkerhand weisen Wegweiser zum Hexentanzplatz, von wo Führungen zur Besucherplattform des Monte Kali starten. Dafür habe ich jedoch keine Zeit und folge der Straße lieber nach rechts weitgehend eben bis leicht ansteigend. Der Lutherweg verlässt diese gleich wieder, um geradlinig in Grenznähe zu verlaufen. Mit der Straße umgehe ich im Folgenden einige unbedeutende Kuppen. Der Lutherweg scheint hier ein vernünftiger Forstweg zu sein, gelangt wieder an die Straße, verlässt sie erneut. Ich bleibe auf dieser und erreiche schließlich das Mahnmal Bodesruh, welches wohl zu Zeiten der deutschen Teilung errichtet wurde. Ich lasse mein Rad unten stehen und ersteige die Wendeltreppe des Betonkolosses. Von oben habe ich eine herrliche Aussicht ins Werratal, im Vordergrund die Enklave Kleinensee und am Horizont den Kamm des Thüringer Waldes. Hier am Mahnmal erfahre ich aus den Informationstafeln auch etwas zur jüngeren Geschichte der Region. Die Straße, die hier kurz unterhalb verläuft, ist wohl erst in Zeiten der deutschen Teilung angelegt worden, um Kleinensee mit der sonstigen Zivilisation zu verbinden. Historisch gesehen hatte der Ort wohl eher eine Orientierung zu den übrigen thüringischen Orten in der Werraebene.
Nun rolle ich noch ein Stückchen auf der Straße entlang zum Jagdhaus Bodesruh. Man sieht diesem Gasthaus an, dass es schon einmal bessere Tage erlebt hat, aber draußen der Imbissbereich ist tatsächlich geöffnet. Einen Stempel des Jagdhauses lasse ich mir noch geben. Dann rolle ich auf der Straße, die von Kleinensee in den Seulingswald hinauf führt. Hier tangiere ich auch nochmals kurz die ehemalige innerdeutsche Grenze, dann habe ich eine T-Kreuzung zweier Straßen erreicht. Ich rolle jedoch gegenüber auf den Forstweg im Wald, die Beschilderung ist hervorragend. Ich halte mich gleich rechts und steige bei angenehmer Steigung und guten Wegeverhältnissen langsam auf den Kamm des Seulingswaldes. Dabei erreiche ich die höchsten Höhen des heutigen Tages um die 470 m Höhe. Der Weg läuft auf den Zollstock zu, einen Gedenkstein an die Zollstätte Friedewald an den kurzen Hessen. Dieser befindet sich an der Landstraße, die in unmittelbarer Nachbarschaft zur A 4 verläuft. Ich rolle aber nicht vor bis zur Landstraße, sondern folge dem Forstweg in einer scharfen Linkskurve nun weitgehend abwärts führend.
In einer Senke erreiche ich die nächste Forstwegekreuzung und folge der Markierung nun rechterhand wieder aufwärts. Ich genieße die herrlich frische Fahrt durch den Wald. Nach einer Weile erreiche ich die Wüstung Hammundeseiche, nur noch wenige vorhandene Mauern zeugen von einer früheren Siedlung. Schon zu Luthers Zeiten soll diese verlassen worden sein. Nun geht es weitgehend geradlinig abwärts schließlich aus dem Wald heraus. Nach gut 15 Kilometern ab dem Monte Kali verlasse ich nun den Seulingswald und rolle auf eine Landstraße zu, mit der ich Friedewald erreiche, erst das Gewerbegebiet und dann den eigentlichen Ort.
Die rechterhand vom Ort liegende Autobahn ist tonbestimmend, allerdings wird durch vernünftige Umgehungsstraßen der Verkehr aus dem Ort herausgehalten. Ich rolle durch bis zum Schloss, durch eine Tordurchfahrt gelange ich auf den Schlosshof. Am Empfang des Schlosshotels lasse ich mir einen Stempel geben. Auf dem Innenhof hat man auch Zugang zur Ruine der einstmaligen Wasserburg. Nun orientiere ich mich nicht mehr an der Landstraße, quere diese nur und folge einer Anwohnerstraße steil hinauf in die Felder auf die weithin hörbare Autobahn zu. Über die Pusteblumenübersäten Wiesen hinweg habe ich rückwärtig einen schönen Blick auf den Monte Kali, der noch über die Baumwipfel des Seulingswaldes lugt. Schließlich halte ich mich rechterhand zu einem Sträßchen, mit welchem ich letztlich die Autobahn überquere und entlang etlicher Windräder wieder in den Wald rolle. Hier beginnen wieder wunderbare Forstwege.
Noch einmal gut 6 km herrlicher Wald liegen vor mir, anfänglich Buchenwald. Ich biege bald linkerhand in westlicher Richtung ab und nach Passage des Toten Manns beginnt eine herrliche Abfahrt im weitläufigen Wald. An Kreuzungen kann ich aufgrund der hervorragenden Beschilderung und meiner übersichtlichen Karte problemlos die geplante Richtung halten und so wieder mit hohen Geschwindigkeiten durch den Wald rollen. Irgendwann geht es scharf links ab und dann rolle ich auf dem Feldweg aus dem Wald heraus. Im Tal breitet sich das Örtchen Kathus aus und hinter der nächsten Anhöhe müsste sich schon Bad Hersfeld befinden. Ich rolle noch an einer kleinen Gehölzformation entlang, worin sich das Kathuser Seeloch befindet, ein 80 m breiter Bergsturz bzw. Erdfall. Der Sage nach hat hier mal ein Schloss von bösen Riesen gestanden, welches von der Erde verschluckt wurde. Ich fahre weiter hinab und erreiche den Ort am Friedhof. Der Durchgangsstraße folge ich eine Weile, als diese aber einen Bogen macht, verbleibe ich geradeaus und gelange hinaus in die Felder. Ein Pfad führt mich hinunter zur Solz, die dem Tal den Namen gab. Das Flüsschen überquere ich mit einem Steg an der Stelle einer alten Furt.
Oberhalb erreiche ich ein Sträßchen, rechterhand dieser Stelle führt mich ein Wiesenweg auf den 300 m hohen Obersberg zu, den ich nun langsam auf dem schlecht zu befahrenden Weg in diversen Kehren besteige. Oberhalb führt der Weg am Acker entlang zu einem Sträßchen, mit welchem ich die B 62 überquere. Nun geht es für mich hinab ins Fuldatal nach Bad Hersfeld. Ein Radweg führt direkt nach der Brücke an der Schallschutzwand entlang in Bögen am Rande der Siedlung Hohe Luft. Schließlich rolle ich auf einer Straße durch die Siedlung hinab, quere unten einen Kreisverkehr und folge dem Radweg an der B 62 entlang. Ich könnte mir echt eine bessere Einfahrt in solch eine Stadt vorstellen, aber so ist es nun einmal.
Die folgende Kreuzung von B 62 und B 27 ist noch verkehrsreicher, ich unterquere beide Straßen und folge dem Radweg an der B 27 entlang über die Fulda. Bald verläuft der Radweg unterhalb der Bundesstraße, die hier mit wilden Brückenkonstruktionen in diverse Richtungen aufgeteilt wird und die Autokolonnen um die Innenstadt "herumspuckt". Nach Passage des unansehnlichen Gewerbegebiets kann ich an der größeren Kreuzung am ehemaligen Peterstor mit einer Unterführung endlich in die Innenstadt rollen. Nach einer Weile erreiche ich das Hersfelder Renaissance-Rathaus mit dem Lullusbrunnen davor. Bischof Lullus war der Gründer der Stadt. Hinter dem Rathaus befindet sich die gotische Stadtkirche.
Ich folge der Straße zum Marktplatz mit einem scheinbar reichhaltigen gastronomischen Angebot.
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