Über die Talas Ala-Too Range im westlichen Tien Shan nach Sary-Chelek, Kirgisistan (9 Tage moderates Trekking)
Eine wenig bekannte Trekkingroute im westlichen Tien Shan durch das Land der kirgisischen Sommernomaden und vorbei an schönen Bergseen zum Biosphären-Reservat Sary-Chelek.
Der Legende nach wurde der kirgisische Nationalheld Manas in den Talas Ala-Too Bergen des westlichen Tien Shan Gebirges geboren. Sein Mausoleum ist heute nicht weit von der Provinzhauptstadt Talas entfernt zu besuchen.
Auch der berühmte kirgisische Schriftsteller und Diplomat Chinghiz Aitmatov verbrachte seine Kindheit und Jugend in der Nähe von Talas und das Leben in den Bergen findet in seinen Werken immer wieder Erwähnung.
Mehr als 25 Jahre nach dem Ende der Sowjetunion stellt die Talas Ala-Too Range heute wieder eines der Kerngebiete des traditionellen kirgisischen Sommernomadismus dar. Ganze Familien wohnen in der warmen Jahreszeit bei ihren Schaf- und Pferde-Herden in Jurten oder einfachen Behausungen hoch oben in den Bergen, um dann im Herbst pünktlich zum Schulbeginn wieder zurück ins Tal zu ziehen.
Im Gegensatz zu den trockenen Ebenen der kasachischen Steppe weiter im Norden sind die Weiden des westlichen Tien Shan im Sommer saftig und grün, auch wenn im September allmählich ein braun-goldener Farbton zu überwiegen beginnt.
Eine Überquerung der Talas Ala-Too Range führt auf alten Pfaden über mehrere hohe Pässe und mitten durch das Sommerweide-Gebiet der Nomaden. Besonders attraktiv an diese Tour sind die zahlreichen Seen entlang der Strecke. Allein im Sary-Chelek Naturreservat gibt es neben dem großen Sary-Chelek See noch sechs weitere schöne Bergseen. Mit etwas Wetterglück kann man auf dieser Trekkingtour daher fast jeden Tag baden!
Autorentipp
Trotz der hohen Pässe ist es auf der gesamten Strecke auch möglich zu reiten.
Nach Durchquerung der Talas Ala-Too Range kann man von Kara-Suu aus entweder nach Osh weiterfahren oder über Karakul, Torkent und Chaek zum Dorf Kyzart, um vor dort zum Song-Kul zu wandern bzw. zu reiten.
Wegearten
Sicherheitshinweise
Auf dieser Route gibt es keinerlei Wegweiser oder Markierungen, sie ist daher nur mit Hilfe eines ortskündigen Führers zu finden.
Detailliertes Kartenmaterial in gedruckter Form ist für die Talas-Range derzeit leider selbst in Bischkek nicht erhältlich.
Mobiltelefon-Empfang gibt es unterwegs nur an ganz wenigen Stellen.
Start
Ziel
Wegbeschreibung
Tag 1: Durch die Urmaral Schlucht - Gehzeit ca. 5 h
Von Talas aus fährt man am Dorf Madaniyat vorbei ein Stück weit den Urmaral-Fluss entlang nach Süden bis zur ersten Brücke. Hier warten bereits die Tragpferde und die Trekking-Crew. Das Gepäck wird auf die Pferde verladen und es geht zu Fuß weiter.
Auf einer Schotterpiste folgt man dem Fluss taleinwärts und entgegen seinem Lauf, bis sich das Tal allmählich zu einer Schlucht verengt. Dort, wo das Tal wieder breiter wird, überquert man den Fluss auf einer weiteren Brücke. Kurz danach erreicht man eine Weggabelung, bei der man sich rechts hält und damit das Urmaral-Tal in südwestlicher Richtung verlässt. Das Seitental steigt nun deutlich an und ungefähr drei Stunden nach der Abzweigung aus dem Urmaral-Tal wird das erste Camp direkt an einem tosenden Gebirgsbach aufgeschlagen.
Tag 2: Zum Chiyim-Tash – Gehzeit ca. 6 h
Entlang des Baches geht es weiter bergwärts. Auf einer Höhe von ungefähr 2000 Metern gabelt sich das Tal neuerdings und man zweigt in das westlichere der beiden Täler ab. Auf einer Höhe von ca. 2900 Metern befindet sich der „beschriebene Stein“ (Chiyim-Tash), ein großer Felsblock mit einer schwarz glänzenden Oberfläche, in welche alte Tiersymbole eingraviert sind.
Hinter dem Chiyim-Tash wird das Gelände steiler und man folgt dem Gebirgsbach in einem weiten Doppelbogen, bis man auf ca. 3100 Metern ein Kar mit einem wunderschönen Bergsee erreicht hat, an dessen Ufer das Camp aufgeschlagen wird.
Etwas oberhalb des Sees, aber nur wenige Gehminuten entfernt, befindet sich ein weiterer Bergsee, an dessen Ufer man ebenfalls „beschriebene Steine“ entdecken kann.
Tag 3: Über den Chiyim-Tash Pass (3650 m) - Gehzeit ca. 5 h
Vom See aus steigt der Pfad durch Schutt und Geröll steil an, bis man auf etwa 3650 Metern den Chiyim-Tash Pass erreicht hat, der einen schönen Blick auf die Weiten des westlichen Tien Shan Gebirges freigibt.
Tief unten sieht man bereits das östliche Tschatkal-Tal, in das man vom Pass aus bis auf eine Höhe von ca. 2700 Meter absteigt.
Der breite Talgrund des Tschatkal-Flusses ist eine große Weidefläche, die im Sommer von zahllosen Schaf- und Pferdeherden bevölkert wird. An den Ufern des Flusses, der hier eigentlich noch ein Bach ist, wird das nächste Camp aufgeschlagen.
Tag 4: Über den Kara-Kuldzha Pass (3160 m) - Gehzeit ca. 6 h
Man folgt dem Lauf des Tschatkal-Flusses taleinwärts und steigt in östlicher Richtung zunächst sanft und im letzten Abschnitt etwas steiler zum breiten Sattel des Kara-Kuldzha Passes mit 3160 Metern Höhe auf.
Der Abstieg auf der anderen Seite des Passes ist steil und der Pfad verläuft in Serpentinen bis zum Talgrund, wo auf ca. 2300 Metern eine Allrad-Piste endet, die sich vom östlich gegenüber liegenden Hang herunterzieht.
Man folgt jedoch nicht dieser Piste, sondern dem Bachlauf flussabwärts in südlicher Richtung, bis das Tal enger wird. Der Pfad entfernt sich hier vom Ufer und quert in den darüber liegenden Hang mit einem lichten Wald aus Tien Shan Fichten. Am Ende des Waldes verlässt man den Hauptweg und steigt auf einer kaum sichtbaren Pfadspur nach links zum Bach hinunter, überquert den Bach und nimmt an seiner östlichen Seite einen schmalen Steig auf, der zunächst am Ufer entlang, später immer wieder auch höher oben am Berghang talauswärts führt. Der Bach, dem man folgt, mündet bald in einen von Westen kommenden kleinen Fluss und ein breiteres Tal, in welchem der Pfad zunächst noch auf derselben Uferseite talauswärts weiterführt, aber schon bald an einer Furt endet. Hier muss der Fluss überquert werden, was auf dem Rücken eines Lastpferdes kein großes Problem ist.
Am anderen Ufer des Flusses wird inmitten dichter Vegetation das nächste Camp aufgeschlagen.
Tag 5: Über den Kashka-Suu Pass - Gehzeit ca. 7 h
Der Pfad führt weiter talauswärst, nun am orographisch rechten, dem südlichen Ufer des Flusses, bis er kurz vor der Einmündung eines Seitentales von Süden das Ufer verlässt und in einen Fichtenwald hinaufführt, um nach der nächsten Kuppe in das genannte Seitental in Richtung Süden einzubiegen.
Hier beginnt der Aufstieg zum Kashka-Suu Pass, der zunächst dem Tal bergauf ziemlich genau nach Süden folgt, bis dieses in einem breiten Kar endet. In diesem Kar wendet sich der Pfad nach links und man steigt über Geröll und zwischen Felsblöcken bis zur Passhöhe in ca. 3250 Metern hoch. An der Nordseite des Kashka-Suu Passes gibt es selbst im September oft noch große Altschneefelder.
Vom Pass aus kann man nach Osten hin einen kleinen Gipfel ersteigen, der einen besonders guten Ausblick bietet.
Der Abstieg im Süden des Kashka-Suu Passes quert zunächst eine steile Flanke und verläuft dann steil einem Bergkamm entlang nach unten, bis er schließlich in einer scharfen Kehre nach rechts (Westen) den Kamm verlässt und in den Talgrund führt. Diesem Tal folgt man nun ein Stück weit bergab bis zur Vereinigung mit einem Seitental von links. Zwischen den beiden Gebirgstälern befindet sich am Hang eine große, fast ebene Schwemmterrasse mit einigen Steinmauern. Auf dieser Schwemmterrasse wird das nächste Camp aufgeschlagen.
Tag 6: Zum Kara-Suu See - Gehzeit ca. 3 h
Vom Camp aus folgt man dem Pfad talabwärts, vorbei am Sommerquartier eines Imkers, der gerne auch Honig verkauft, bis man kurz hinter einer Almhütte auf das breite Kara-Suu Tal mit seinen ausgedehnten Schotterflächen stößt. Man folgt einer Allrad-Piste flussabwärts und erreicht schon bald den wunderschönen Kara-Suu See, an dessen Ufer man das nächste Camp aufschlägt.
Den Nachmittag verbringt man mit Baden und Rasten am See.
Tag 7: Über den Kotormo Pass (2443 m) - Gehzeit ca. 5 h
Man folgt der Piste am Nordufer des Sees und überquert an seinem Ende den Bach über eine Holzbrücke nach Süden. Hier beginnt der Aufstieg auf den Kotormo Pass, der einem alten Karrenweg folgt, dessen Verlauf nicht zu verfehlen ist. Zunächst in einigen Kehren steil ansteigend, dann flacher am Berghang entlang, schließlich durch den Talgrund und auf der anderen Seite über ein Geröllfeld in südwestlicher Richtung ansteigend wird der Pass mit 2443 Metern Höhe erreicht.
Vom Pass aus hat man erstmals einen Blick auf das Sary-Chelek Naturreservat und sieht auch schon einige seiner Seen.
Man steigt auf der Südseite des Kotormo Passes bis zum ersten See, dem Chacha-Kel ab, und schlägt das Camp dort auf.
Bei schönem Wetter ist es hier, trotz einer Meereshöhe von etwa 1950 Metern, oft sehr gut möglich, ein Bad im See zu nehmen.
Tag 8: Sary-Chelek - Gehzeit ca. 2 h
Eine gemütliche Wanderung von kaum 2 Stunden führt vom Chacha-Kel zum Sary-Chelek See mit seinem kleinen Besucherzentrum und einer lokalen Gastwirtschaft.
Den Rest des Tages verbringt man mit der Erkundung des Seeufers und Schwimmen im See, sowie mit einer Bootsfahrt am späteren Nachmittag, wenn das Licht besonders schön ist.
Da das Sary-Chelek Naturreservat auch mit dem Auto erreichbar ist, trifft man im Sommer hier oft auf zahlreiche Tagesbesucher.
Tag 9: Von Sary-Chelek nach Kara-Suu - Gehzeit ca. 5 h
Der letzte Tag dieser Trekkingtour führt durch eine heute fast menschenleere Landschaft mit zahlreichen alte Apfel- und Birnbäumen.
Vom Ufer des Sary-Chelek Sees aus wandert man zunächst ein Stück der Fahrstraße entlang talwärts und biegt schon bald nach Osten ab, um durch mittlerweile fast ungenutzte Obstgärten zunächst in ein flaches Seitental abzusteigen, und von dort durch lichten Mischwald einen kleine Pass zu erreichen, der ins Kara-Suu Tal zurückführt. Hinter dem Pass geht es durch dichten Wald talwärts, bis man weit unten auf die ersten Viehweiden trifft und schließlich die Häuser des Ortes Kara-Suu bzw. Kuzugun Tas vor sich hat.
Hinweis
Anfahrt
Bischkek – Talas (ca. 300 km bzw. 5-6 h Fahrzeit)Koordinaten
Ausrüstung
In jeden Rucksack gehören: Regen-, Kälte- Sonnenschutz, Erste-Hilfe-Paket, sowie ausreichend Flüssigkeit.
Neben der üblichen Trekkingausrüstung sollte auf dieser Tour auch eine Badehose bzw. ein Badeanzug nicht fehlen.
Fragen & Antworten
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