Rax, Alpenvereinssteig, Klettersteig B
Im hintersten Winkel des Großen Höllentals reichen die Felswände am höchsten in den Himmel. Für einen gesicherten Durchstieg – noch dazu in einer faszinierend wilden Felsenwelt – sind sie geradezu ideal. Das dachte sich um 1910 auch Camillo Kronich, der (geschäfts-)tüchtige Hüttenwirt des Ottohauses, der sich einen direkten Anstieg aus dem Höllental unter Umgehung der ehem. Speckbacherhütte zu seiner Hütte wünschte und diese Idee bei August Cepl in Auftrag gab. Der Steig bietet keine besonderen Klettersteig-Schwierigkeiten. Unterwegs lauert aber viel Gehgelände, wo im wahrsten Sinn Trittsicherheit gefragt ist. Fehltritte sind tabu! Darüber hinaus halten sich im Frühjahr lange gefährliche Altschneefelder in den zahlreichen zu querenden Steilrinnen und -flanken.
Der Ausstieg befindet sich direkt bei der großartigen Höllental-Aussicht, einem der zweifelsfrei schönsten Plätze der Rax, mit herrlichem Tiefblick ins Große Höllental und Ausblick zum Schneeberg.
Autorentipp
Wegearten
Sicherheitshinweise
Lange Tour. Absolute Trittsicherheit auch in den ungesicherten Abschnitten erforderlich. Die Schwindelfreiheit ist schon auf der Einstiegsleiter auf dem Prüfstand. Im Frühjahr wegen der Altschneefelder unbedingt meiden. Die Bergrettung verzeichnet auf dem AV-Steig viele vermeidbare Einsätze.
Den AV-Steig im Abstieg nicht unterschätzen, weder im Frühsommer (brisante Altschneefelder), noch im Spätherbst, wenn er aufgrund der nordseitigen Ausrichtung über weite Strecken nass und entsprechned rutschig ist.
Sehr Geübte können auf das Klettersteigset verzichten, sollten aber jedenfalls den Helm aufsetzen.
Weitere Infos und Links
Einkehr:
- Weichtalhaus, 547 m
- Ottohaus, 1642 m
Start
Ziel
Wegbeschreibung
Zustieg: Vom Weichtalhaus über die Salza oder vom einem der Parkplätze an der Bundesstraße nach Westen (flussaufwärts) zur Straßengalerie und direkt davor links ab (Wegweiser). Kurz steil ansteigen, dann rechts längere Querung unter Felswänden (Geländer) zur Schönbrunnerstiege. Die lange, angelehnte Eisenleiter geduldig hinauf zu einer Felslücke. Durch sie hindurch (erster schöner Höllental-Blick) und auf einem guten Gehweg unter der eindrucksvollen Blechmauer (Kletterrouten) weiter. Dann im Talgrund des Großen Höllentals auf einfachem Fahrweg zunächst flach, dann ansteigend in einen lauschigen Hochwald. Vorbei an den Abzweigungen des Hoyossteigs (nach rechts) in Kürze zu der des Teufelsbadstubensteigs. Weiter zur Abzweigung des AV-Steigs und nun der blauen Markierungen folgend am Waldrand neben einer Geröllrinne weiter und nach einem Linksknick in einer ansteigenden Querung zu einem schütter bewachsenen Rücken und in Kehren steil hinauf zum Einstieg, 980 m. 1 ¼ Std., 430 Hm
Klettersteig: Die Einstiegswand („Ceplwand“) wird über fünf abenteuerlich ausgesetzte, zum Teil gebogene Eisenleitern überwunden. Weiter über ein kurzes doppelläufig gesichertes Gratstück und über einen baumbestandenen steilen Rücken zu einer rötlichen Felsnische. In einer leicht ansteigenden Querung unter den wilden Wänden nach rechts (etwas heikel) über eine Rinne und in einen schmalen Sattel hinter einem kleinen Turm. In weiterer Folge über mehrere erosionsanfällige Rinnen, dazwischen auch einige felsige Passagen mit Sicherungen (Tritteisen, Stahlseil). Schließlich über einen Latschenrücken und um ein Eck in einen Kessel (dort eventuell Wasserdusche). Dann unter der Wandzone eine markante, ausgesetzte glatte Steilrampe (Tritteisen), die zu einer Leiter führt. Dort die Einmündung des Gustav-Jahn-Steigs (Tafel, ca. 1370 m). 1 ½ Std.
Über die steile Leiter zur Elsarast, bald darauf eine weitere kurze Leiter, dann nach rechts, über eine Rinne, und durch steiles, zum teil gerölliges Gelände im Zickzack zum Schlusswandl. Um dieses rechts herum und hinaus zur Plattform der Höllentalaussicht, 1620 m. ½ Std.
Weiterweg zum Ottohaus: Auf dem blau markierten Weg (Stangen) in südöstlicher Richtung über lichten Böden zwischen Latschenfeldern gemütlicher Übergang zum Praterstern (Wegkreuzung) und in Kürze leicht ansteigend zum nahen Ottohaus, 1642 m. ½ Std.
Abstieg Wachthüttlkammsteig: Vom Ottohaus nach Norden in Kürze zurück zum Praterstern und weiter genau in nördlicher Richtung auf dem Wachthüttlkammsteig (rote Markierung, Weg Nr. 801) in einer Laschengasse zu einer Lichtung. Dort mit einem deutlichen Rechtsschwenk Übergang zu einer weiteren Lichtung. Der Steig dreht wieder nach Norden ein und führt über einen weitläufigen Rücken mit Lichtungen (Schneebergblicke) in die Waldzone. Dabei auf ca. 1440 m vorbei am kaum mehr erkennbaren Standort der einstigen Speckbacherhütte. Danach weiter sanft abfallend über den nun ausgeprägteren Rücken zur Einmündung von Teufelsbadstubensteig und Preintalersteig, 1260 m. Auf dem nun wurzeligen Steig mit bald wildromantischen Abschnitten an der Geländekante entlang (zahlreiche Aussichtsplätze) zunächst sanft abwärts. Dann ab ca. 1050 m (Tafel) im felsdurchsetzten Steilwald wiederholt mit Handlauf und einigen Tritthilfen gesicherte Passagen sowie fast 30 mehr oder weniger lange, meist angelehnte und nur zum Teil gesicherte Aluleitern. Achtung: Fels teils speckig poliert, Steig zum Teil mit unangenehmen Geröllauflage. Volle Konzentration und Vorsicht ist geboten! Schließlich nach der vom Aufstieg bekannten Abzweigung zur Schönbrunnerstiege zurück zur Bundesstraße im Höllental und in Kürze zum Ausgangspunkt. 2 Std.
Hinweis
Öffentliche Verkehrsmittel
mit Bahn und Bus erreichbar
Bahn nach Bf. Payerbach-Reichenau, weiter mit Bus ins Höllental, Haltestelle Weichtalhaus.
Anfahrt
Von Wien A2, dann S6 Ausfahrt Gloggnitz, weiter auf der B27 über Payerbach, Reichenau, Hirschwang ins Höllental zum Weichtalhaus. Aus der Steiermark S6 über den Semmering bis Ausfahrt Gloggnitz und weiter wie oben.Parken
Großer gebührenfreier Pkw-Parkplatz beim WeichtalhausKoordinaten
Buchempfehlungen des Autors
- Csaba Szépfalusi: Klettersteigguide Österreich. Innsbruck: Tyrolia-Verlag 2015
- Csaba Szépfalusi, Karel Kriz: Bergerlebnis Schneeberg und Rax. Graz: Styria Verlag 2013
Fragen & Antworten
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