Loreley-Extratour

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Einer davon ist die Loreley-Extratour inmitten des Welterbes. Sie verbindet den gewundenen Canyon des Rheines mit dem großräumigen Plateau, in das sich der Strom hineingeschmirgelt hat. Atemberaubende Aussichtspunkte wechseln mit verwunschenen Wegen, weite Hochflächen mit engen Kerbtälern. Den Rhein gibt es on top dazu – sowohl spektakulär (fast) senkrecht von oben als auch auf dem früheren Leinpfad hautnah nebendran.
Am nahen Waldrand schert ein Pfad „Zum Rhein“ hin aus. Er führt, zum Teil über Treppenstufen und daher bei Feuchtigkeit mit Vorsicht zu begehen, steil hinunter in ein enges Tälchen. Im Volksmund heißt es „Elch“, abgeleitet von „Elg“. Damit wird im Rheinischen ein Weg bezeichnet, der vom Tal auf die Höhe führt. Weil die Bornicher dialektisch kein „g“ aussprechen, sondern daraus ein „ch“ formen, heißt die Gemarkung eben Elch. Kurz nach einem Gatterübergang mündet von links der sogenannte „Eselspfad“ ein, ein beliebter „Schleichweg“ von der Konzertarena der Loreley zum Rhein. Nun ist es nicht mehr weit bis zum Durchschlupf unter den Bahngleisen und über die B 42 hinweg (Vorsicht!) zum Rheinufer.
Wir erreichen es bei Flusskilometer 555,3 direkt gegenüber der Spitze des Hafendammes. Dort thront eine 3,30 Meter große bronzene Statue, die Loreley. Sie wurde von der russischstämmigen schwedischen Künstlerin Natascha Alexandra Prinzessin Jusopov gestiftet und sitzt seit 1983 auf einem 2,50 Meter hohen Bruchsteinsockel. Entlang der Uferböschung, an der einst die Schiffe stromauf getreidelt (von Pferden gezogen) wurden, schlendern wir rheinabwärts zum sogenannten Häuser Kran. Der früher elektrisch betriebene Portalkran wurde 1917 am Rheinufer auf die Gleise gesetzt. Der 360 Grad drehbare Auslegerarm ragt 25 Meter heraus. Der Kran war bis 1999 in Betrieb. Meist wurden Steine, Koks, Sand und Getreide von den Schiffen auf die Nassauische Kleinbahn umgeladen. Diese fuhr vom Rheinbahnhof St. Goarshausen über Nastätten und Holzhausen bis nach Zollhaus, wo sie an die Aartalbahn angeschlossen war. Bei sinkendem Wasserstand diente der Kran zudem zur Leichterung: Die Ladung wurde am Hafen zwischengelagert, die Schiffe konnte ihre Fahrt mit weniger Tiefgang fortsetzen.
Ein Stück weiter stromab heißt es bei Flusskilometer 555,9 heißt es wieder aufpassen: Die Extratour quert die Bundesstraße 42 und folgt der Forstbachstraße in Richtung Loreley. Kurz hinter der Bahnunterführung weisen Rheinsteig und Extratour von der Straße nach halblinks in den Hang. Wir folgen dem früheren Pilgerpfad über Treppen und schiefrige Platten im ehemaligen Weinbergsgelände stetig bergan. Die Route läuft entlang von efeuumrankten Trockenmauern, die zum Teil schon vor mehr als 250 Jahren kunstvoll aufgesetzt wurden.
Der Pfad endet Parkplatz Herschelberg auf dem Patersberger Plateau. Der Rheinsteig wendet sich ab hier wieder dem Rhein zu, während die Extratour auf der Hauptstraße in die entgegengesetzte Richtung führt. Auf Höhe des Rathauses und der Feuerwehr biegt sie nach links auf einen Feldweg ein. Dieser führt hinter den Häusern höhengleich an der Geländekante entlang.
Knapp einen Kilometer nach dem Abzweig am Rathaus zeigt der Pfeil nach rechts in die Feldgemarkung hinein. Die Extratour führt leicht ansteigend zur Loreley-Burgen-Straße, überquert sie und läuft in voriger Richtung weiter aufwärts zur sogenannten „Römerstraße.“ Hier oben bietet sich ein prächtiger Blick über das Geländeplateau hinweg zu den Höhen von Hunsrück und Taunus.
Ein Stück weiter weisen uns die Wegweiser am nahen Friedhof nach links. Wir wandern in stetem Auf und Ab immer am Waldrand entlang bis zu der Stelle, wo die Extratour nach rechts ausschert. Ein idyllisches Moospfädchen führt im lichten Eichenwald kurz hinab in den Pelzgraben und von dort um eine Geländekuppe herum zur Bornmühle. Das Fachwerkhaus erinnert an Zeiten, als der Forstbach von der Neukauten-Mühle bei Niederwallmenach auf seinem Weg zum Rhein 15 Mühlen antrieb.
An der Bornmühle queren wir den Forstbach, wandern knapp 100 Meter in Richtung Rhein und biegen dann im 180-Grad-Bogen auf einen Waldweg ein, der talaufwärts führt. Dabei lassen wir die Napsmühle im schmalen Wiesengrund links liegen. Auf Höhe des Immenhofes beginnt der Aufstieg zur Loreley-Burgen-Straße (L 338). Hier öffnet sich erneut ein weiter Blick über das Geländeplateau hinweg auf die Höhen des Hunsrücks, das enge Tal der Loreley dazwischen ist nur zu erahnen.
Die Extratour quert die Straße und läuft (das nächste Stück ohne Markierung!) durch die Ackerflur etwa 100 Meter in Richtung Rheintal zu einem Feldweg, auf den sie nach links abbiegt. Nächstes Nahziel ist die markante Baumgruppe, die den Bornicher Grillplatz umgibt. Hier wird der höchste Punkt der Wanderung erreicht. In der kleinen Kuhle lädt eine geräumige Schutzhütte zur gemütlichen Rast ein – wenn man nicht in den Ort weiterschlendern und dort einkehren will.
Vom nahen Ortsrand führt die Extratour auf einem Wiesenweg am Hang des Bachtales in Richtung Rhein. An alten Streuobstbeständen vorbei gelangt man so leicht abwärts zum Gemarkungspunkt Langenhainzen. Hier stößt man wieder auf den Rheinsteig, den die Extratour nun bis zum Ausgangspunkt am Erlebniszentrum begleitet. Zunächst geht es nach rechts im Wiesengelände ein Stück bergauf, bevor die Route nach links abknickt und am Fünf-Seen-Platz vorbei zu dem Wirtschaftsweg gelangt, der von der Loreley-Burgen-Straße zum Leiselsfeld führt. Dort lädt die Rheinsteig-Rast zur Einkehr ein.
Die nahe Geländekante gewährt durch die Bäume hindurch einen beeindruckenden Blick ins Rheintal. 100 Meter weiter lohnt der Abstecher (50 Meter) zum Spitznack, von dessen Felsplateau (für Schwindelfreie leicht zu ersteigen) sich eine spektakuläre Sicht auf die Engstelle der Loreley öffnet. Wer will, kann von hier aus zum kleinen Spitznack-Pavillon schlendern. Rheinsteig und Extratour wenden sich nun kurz vom Rhein ab und laufen im Wald weiter in Richtung Loreley.
Wenige Meter nach dem Abrahamsbrunnen wartet der nächste großartige Tiefblick. Er wird geprägt durch die Weinberge, in denen die Bornicher einen kurzen Weinlehrpfad angelegt haben. Die Eisenringe, die in kurzen Abständen aus der Gemarkungsmauer ragen, sind Haltehaken: Hier sichern die Winzer ihre Traktoren, damit sie nicht den Hang hinabstürzen, wenn sie die steilen Rebgassen mit ihrem Seilzugpflug bearbeiten.
Vom Weinberg ist es auf dem befestigten Wirtschaftsweg nicht mehr weit bis zur Zufahrtsstraße zur Loreley. Wir folgen ihr nach links und gelangen so zum legendären Felsen, der wie kein anderer den Mythos vom Rhein verkörpert. Hier soll sie also gesessen haben, die hübsche Lore Ley, und mit ihrem wallenden blonden Haar die Schiffer betört haben.
Vom Plateau, exakt 193,14 Meter über Normalnull, guckt man 125 tief hinab auf die Fluten des Rheins. Die Schmalstelle an der Loreley ist die engste entlang der 1003 Kilometer langen schiffbaren Strecke des Stromes – und die einzige, wo der Verkehr mit Ampelanlage (am gegenüberliegenden Rheinufer zu erkennen) geregelt wird. Wenn sich große Schubverbände von Oberwesel her der gewundenen Kurve nähern, müssen stromauf fahrende Schiffe ihre Motoren drosseln und so lange im Strom auf der Stelle sehen, bis die Engstelle frei ist. Es ist ein beeindruckendes Bild, wie sich die bis zu 185 Meter langen Koppelverbände durch die Loreley-Passage lavieren. Sie werden dabei nicht nur mit dem Ruder am Heck gesteuert, sondern auch mit 360-Grad-Schrauben, die im Bug montiert sind. Nur so gelingt es den Kapitänen, ihre Schiffe unbeschadet durch den Canyon zu manövrieren.
Vom Loreleyplateau führen Rheinsteig und Extratour an der Abbruchkante entlang (weitere herrliche Ausblicke) zum eingezäunten Gelände des Turngaus Nassau. Von hier könnte man über Treppen bis zur Hafenbucht hinabsteigen. Wir aber wollen zum Besucherzentrum zurück. Daher biegen wir nach nicht einmal 100 Stufen nach rechts auf einen Teerweg ein und erreichen in zwei Minuten unseren Ausgangspunkt. Ein Besuch in dem kleinen Besuch sowie eine Rast in der Cafeteria runden die Extratour ab.

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