Im Forêt de Vizzavona - Zur Cascade des Anglais
Etwa im Zentrum von Korsika befindet sich der Col de Vizzavona, der gleichsam die Insel in einen Nord- und Südteil trennt. Hier befindet sich noch heute die politische Grenze zwischen dem Nordteil, auch Haute-Corse genannt, und dem Süden mit dem französischen Namen Corse du Sud. Während die Eisenbahnlinie die Passhöhe durch einen Tunnel unterquert, führt die breite Hauptstraße in Richtung Ajaccio über den tief in die Bergwelt eingeschnittenen Sattel. Etwa 2 km nördlich befindet sich die Bahnstation von Vizzavona, die am nördlichen Portal des Tunnels errichtet wurde. Der gesamte Talkessel wird von der Kulisse des mächtigen Monte d’Oro beherrscht. Auch der GR 20, der berühmte Weitwanderweg von Korsika, wird hier am Pass von Vizzavona in einen nördlichen und südlichen Abschnitt geteilt. Vizzavona erfuhr 1889 durch den Bau der Eisenbahnlinie von Bastia nach Ajaccio eine Bedeutung und entwickelte sich bald zum noblen Kurort. Noch heute stehen hier einige Ruinen der früheren Hotels; mittlerweile kommen die Besucher vor allem wegen der schattigen Waldwanderungen, die selbst im Sommer absolviert werden können. Die bekannteste bringt uns zu den herrlichen Stromschnellen des Agnone-Baches, der im Oberlauf einige der schönsten Kaskadenbecken in das harte Granitgestein geschürft hat. Hier kann man im Sommer ausgiebig in glasklarem Gebirgswasser baden und so der Hitze der Badestrände an den Küsten entkommen. Für den Anmarsch zu den Kaskadenbecken können wir teils breite, schattige Waldstraßen und gut angelegte Wege benützen, wobei wir im Bereich der Kaskaden ein kurzes Stück des GR 20 entlanggehen. Eine gemütliche Raststation sowie ein Seilklettergarten ermöglichen eine erfrischende Einkehr und eine zusätzliche Aktivität inmitten des Kiefernwaldes.
Wir starten an der Bahnstation 01 und gehen die Asphaltstraße in südlicher Richtung aufwärts, bis wir in der ersten Spitzkehre bei Wegweisern nach rechts auf den breiten Waldweg wechseln. Dieser läuft in den Wald hinein und bringt uns mit eindeutigem Verlauf zu insgesamt drei Brücken, die letzte davon überquert den Agnone-Bach. Am linken Ufer treffen wir auf einen Forstweg, auf den wir nach links einschwenken. Wir folgen ihm stets durch den hochstämmigen Wald, bis sich die Waldstraße zu einem Wanderweg verjüngt und weiterhin dem Flusslauf folgt. Sie führt uns zu einer Brücke über den nun bereits in Kaskadenbecken fließenden Fluss, ein weiterer idyllischer Platz entlang unserer Wanderung. Wir sind nun wieder am rechten Ufer angelangt; hier befindet sich das kleine Chalet, das mit Erfrischungen und kleinen Speisen die Wanderer versorgt. Wir folgen nun dem Pfad, der sich rechts am Ufer ins Tal des Agnone hineinzieht. Wir steigen über ein paar Geländestufen bergan und erreichen bald die Abzweigung des GR 20, die nach links zur Passhöhe und zur Gîte d’Etape am Col de Vizzavona führt. Wenn wir von hier aus noch einige Minuten aufwärts durch das Tal steigen, reiht sich ein Kaskadenbecken an das andere und die Wahl fällt schwer, welches sich am besten zum Baden eignet. Diese Örtlichkeit wurde schon am Beginn des 19. Jahrhunderts von den Engländern entdeckt und als Cascades des Anglais 02 bezeichnet. Wir befinden uns nun in einem schattigen und reizvollen Buchenwald, der sich mit einer Fläche von knapp 700 Hektar an der Nordseite des Passes zu Füßen des Monte d’Oro ausbreitet. Er stockt hauptsächlich auf dem Schutt einer Gletschermoräne, die auch das gesamte Tal abriegelt und für die einstmals schwierige Überquerung des Passes verantwortlich ist. Wir treten den Rückweg an und wandern zunächst zur Buvette hinab, bleiben aber nun auf der rechten Bachseite.
Wir folgen der breiten Waldstraße, die einerseits zum Seilklettergarten führt, andererseits aber auch zur Querung der N 193 04. Am gegenüberliegenden Straßenrand beginnt der mit Sentier de la Femme perdu gekennzeichnete Weg, der etwas oberhalb der Straße parallel zu dieser durch das Waldgelände führt. Nach einem Quergang beginnt der Abstieg in Richtung Vizzavona, wobei wir gleich wieder die Hauptstraße überqueren und dem Weg abwärts durch einen Waldhang folgen. Zuletzt treffen wir auf die Zufahrtsstraße zum Bahnhof, der wir abwärts bis zum Vorplatz folgen. Hier laden zwei Bars zu einer Rast ein.
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