Galenstock via Galengrat Südwand Sporn

Um kurz vor sechs Uhr morgens gehen wir unten von der Furkastrasse los. Noch ist es stock dunkel, glücklicherweise haben wir den Weg zur Sidelenhütte aber bereits rekognosziert. So geht es problemlos und in zügigem Tempo immer dem Wanderweg entlang bergauf. Kurz vor der Sidelenhütte biegen wir, immer noch im Licht unserer Kopftaschenlampen, links vom Weg ab und suchen uns einen geeigneten Weg direkt zum kleinen See bei der Sidelenhütte. Über Geröll gelangen wir dann bald zum Gletscher wo wir uns die Steigeisen anschnallen.
Im unteren Teil ist der Gletscher noch aper. So gehen wir westlich am Hannibalturm vorbei, von dem wir lediglich die Silhouette gegen den immer heller werdenden bewölkten Himmel wahrnehmen. Noch befinden wir uns auf der Normalroute in Richtung Süd-Ost-Sporn des Galenstocks. Bevor wir diesen Einstieg allerdings erreichen gehen wir auf etwa 3000m Höhe linker Hand in die Felsen über. Hier finden wir schliesslich den Einstieg zum Sporn in der Galengrat Südwand.
Diese Route auf den Galenstock wird laut Hüttenwart jährlich nur von einer Hand voll Leuten begangen. Grund dafür ist sicher auch, dass zumindest in meinen Tourenführern nichts auf diese Route aufmerksam macht. Ein anderer Grund könnten auch die schwierigeren Kletterstellen und eine eher spahrsamere Absicherung sein. Wie dem auch sei, mit dem lokalen Bergführer und Einrichter dieser Route hält uns nichts davon ab.
Inzwischen können wir an den Felsen weit über uns das Morgenrot erkennen. Also suchen wir voller Motivation den Einstieg. Um diesen zu finden muss ein kleiner Felsrücken in Richtung Westen überschritten werden. Am Ende eines abschüssigen Grasbandes finden wir schliesslich den ersten Bohrhaken.
Die ersten zwei Seillängen sind nicht gerade eine Freude: Es zieht ein ungemütlicher Wind und die wärmende Sonne hat die eiskalten Felsen und uns noch nicht erreicht. Also klettern wir schnell und bevor wir unsere Finger endgültig nicht mehr spüren erreichen wir endlich den sonnenbeschienenen Teil der Felswand. Von hier aus ist dem Berggenuss keine Grenze mehr gesetzt! Die Route ist spannend angelegt, der berühmte Furkagranit bombenfest und die Aussicht beeindruckend. Wenige Stellen sind mit einer Bewertung von 5c etwas knifflig da die Route oft auch ziemlich ausgesetzt ist. Dennoch ist es ein riesen Spass bis wir den Galengrat schliesslich erreichen.
Von hier an geht es in Steigeisen abwechselnd über Firn und durch Geröllpassagen. Schliesslich gehen wir dem verfirnten Gipfelgrat in Richtung Norden entlang während dem die Westflanke des Galenstocks näher am Gipfel immer steiler wird. Zuletzt üben wir uns auf Grund von Blankeis noch etwas im Stufenschlagen bevor wir pünktlich zum Mittag den Gipfel erreichen. Was für eine Freude!
Für den Abstieg war ursprünglich die gut eingerichtete Abseilpiste geplant. Da es sich hierbei aber um eine Hochtour in einem Jugend + Sport Bergsteigen-Kurs handelt hat unser motivierter Bergführer eine bessere Idee. Also legen wir den Rückwärtsgang ein und klettern den Süd-Ost-Sporn und somit die Normal-Aufstiegs-Route zum Galenstock ab. Technisch ist dies im oberen 3. Französischen Grad zwar deutlich leichter aber mit Bergschuhen von oben nach unten wird uns dabei dennoch einiges an Konzentration abverlangt.
Unten am Sporn angelangt finden wir noch einen spannenden Übergang vom Fels auf den Gletscher. Mit Pickel und Steigeisen klettern wir eine kurze sänkrechte Firnwand hinauf, die allerdings auch problemlos umgangen werden könnte. Der weitere Routenverlauf führt über den Gletscher und schliesslich über schuttige Felsen zur Sidelenhütte zurück. Um kurz vor 15 Uhr gönnen wir uns hier eine Pause und ein feines Stück Kuchen bevor wir wieder zur Furkastrasse und der Bushaltestelle Sidelenbach (Furka) absteigen. Eine anstrengende und fordernde Tour, die uns allen aber sicherlich in bester Erinnerung bleibt, geht damit zu Ende.
Autorentipp
Sicherheitshinweise
Hierbei handelt es sich um eine alpine Tour. Sie führt über den verspalteten Gletscher und bewegt sich in ausgesetztem und nicht üppig abgesichertem Klettergelände. Ein Rückzug ist während der Kletterpassagen schwierig und das Wetter im Sidelengebiet kann schnell umschlagen. Einige Erfahrung im Berggehen sollte daher mitgebracht werden!
Es handelt sich um eine lange Tour, ein gewisses Tempo durch Routine beim Klettern ist von Vorteil.
Weitere Infos und Links
Galenstock einfachere Variante:
https://www.outdooractive.com/de/route/hochtour/zentralschweiz/galenstock/111892877/
Sidelenhütte:
https://www.sidelen-huette.ch
Start
Ziel
Hinweis
Öffentliche Verkehrsmittel
mit Bahn und Bus erreichbar
Mit dem Bus ist der Ausgangs- und Endpunkt dieser Tour erreichbar. Hierfür eine Reise nach / von der Haltestelle "Sidelenbach (Furka)" planen.Anfahrt
Die Haltestelle ist ebenfalls über die Furkastrasse erreichbar. Entweder von Realp (Uri), Oberwald (Wallis) oder Guttannen(Bern) aus.Parken
Wenige Parkplätze sind am Strassenrand vorhanden.Koordinaten
Kartenempfehlungen des Autors
Wanderkarte 1:50'000: 255T Sustenpass
Wanderkarte 1:25'000: 1231 Urseren
Fragen & Antworten
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