Durch den Paulinengrund und auf wilden Pfaden um Jetrichovice
Orientierungsvermögen, Trittsicherheit und die Bereitschaft, ein halbes Dutzend mal einen Bach zu durchqueren - das sind die Voraussetzungen, die bei dieser Tour mitgebracht werden sollten. Dann steht einem kleinen Abenteuer nichts mehr im Wege.
Die Route führt uns größtenteils auf sehr wenig begangenen Pfaden um den kleinen böhmischen Ort Jetřichovice herum. Einzig der kurze Abstecher zur aussichtsreichen ehemaligen Felsenburg Falkenstein, einem im Frühjahr 2018 ganz neu entstandenen bzw. allgemein zugänglich gemachten beliebten Besuchermagneten, lässt uns wissen, dass die Region um Jetrichovice in letzter Zeit stark zu einem Touristenzentrum expandiert.
Einsam geht es weiter in den Scholzengrund, zum Kreuzberg und in das verträumte Örtchen Rynartice.
Danach tauchen wir in den Paulinengrund ab, den wir von Anfang an durchwandern. Es bietet sich hier wegen der häufigen Bachdurchquerungen an, die Schuhe überzuhängen und barfuß zu laufen - ein wunderbares Laufgefühl mit Spaßfaktor. Im ersten Teil dieses Tals sind wir meist allein unterwegs. Denn diese Pfade, die auch sehr schwach ausgeprägt sind, sind nichts für Spazierwanderer, die wir im touristisch erschlossenen, aber fast ebenso schönen zweiten Abschnitt antreffen werden. Dort gibt es für die Bachüberquerungen auch wieder Brücken, so dass wir die Tour trockenen Fußes beenden können.
Autorentipp
- Einkehr im "Na konci světa" in Rynartice - regionale Gerichte und böhmische Biersorten - schöner Biergarten und aussichtsreiche Sitzplätze vor dem Haus
Wegearten
Einkehrmöglichkeiten
Na Konci svetaSicherheitshinweise
- Der Abstieg in den Scholzengrund (Scholzeho důl) ist weglos, steil und gefährlich. Trittsicherheit und Orientierungsvermögen sind zwingende Voraussetzung. Umgehungsmöglichkeiten vorhanden.
- Für die Bachdurchquerungen ist unbedingt der Wasserstand zu beachten. Nicht nach starkem oder längerem Regen durchführen!
Weitere Infos und Links
- Die Tour verläuft zu einem großen Teil in der Zone 2 des Nationalparks Böhmische Schweiz (Národní Park České Švýcarsko) bzw. auch im Naturreservat Paulinengrund (Přírodní rezervace Pavlínino údolí), was gemäß der Besucherordnung auch das Begehen unmarkierter Wege und Pfade sowie auch wegloser Abschnitte erlaubt. Bitte insbesondere auf den weglosen Abschnitten dieser Tour auf Flora und Fauna achtgeben.
Start
Ziel
Wegbeschreibung
Von der Touristeninformation in Jetřichovice (Dittersbach) wandern wir an der Straße knappe 100 Meter westwärts und biegen schräg rechts in Richtung der schönen Kirche ab. An der Kirche gehen wir rechts und befinden uns schon bald auf einem Wiesenweg, der uns nordwärts aus dem Ort führt.
Es geht vorbei an einer riesigen wunderbar verzierten Holzbank mit "Katzen-Seitenlehnen" und dem sich links befindlichen markanten Felsturm "Katzenkirche" unterhalb des Michelsberges "Michelův vrch". Hier haben wir bereits eine wunderbare Aussicht nach Nordosten zum Marienfelsen (Mariina skála) mit seiner kleinen Gipfelhütte.
Nun heißt es zum ersten Mal aufpassen, denn wir biegen nach 100 Metern unmittelbar vor einer christlichen Gedenkstätte mit Kreuz (aus dem Jahr 1819) rechts auf einen schwach ausgeprägten Wiesenpfad ab. Dieser Wanderpfad heißt "Pfeiferův Lesík" und ist bisher in keiner Karte verzeichnet und auch nicht im OSM-System von Outdoor-Navigationsgeräten (Stand Mai 2018) erstellt. Er wird auch offensichtlich kaum begangen, denn der Pfad ist auf ganzer Strecke nicht sonderlich ausgetreten. Wir folgen ihm zunächst nach Osten durch den Wald bzw. nahe dem Waldrand, umrunden in einem Linksbogen einen Hügel, der sich auf der anderen Seite völlig unerwartet als ein eindrucksvolles Felsmassiv darstellt. Wir ziehen westwärts an den Felswänden vorbei, verlassen nach 200 Metern den Wald und überqueren eine schöne Wiese nach Nordwesten, wobei wir stets dem ausgeschilderten Pfeiferův Lesík folgen.
Wieder im Schatten der Bäume nahe dem Waldrand zur Rechten und schönen Felsen zur Linken geht es nochmal in die Gegenrichtung (ostnordöstlich), bis unser Pfad auf den Hauptwanderweg (grün) trifft. Hier halten wir uns rechts bzw. südlich, passieren ein dem Verfall preisgegebenes Kindererholungsheim und biegen am markanten Felsen, an den ein schönes Häuschen angebaut ist, links in das Stammbrückental ab (Hat'ový důl/gelb/Radwanderoute 3076). Hinter einer Reihe von kleinen, teils zerstörten, Ferienbungalows, zweigt nach links der völlig neu errichtete Wanderweg zur Felsenburg Falkenstein (Falkenštejn, 303 m ü. NN) ab. Zunächst über ein paar Holzstufen, dann über eine lange Metalltreppe geht es aufwärts zum kleinen bewaldeten Sattel vor dem Burgfelsen. Direkt ostwärtig, nach dem Passieren einer Schautafel, befindet sich der jetzt mit einer Leiter sowie einer Treppe entschärfte Aufstieg auf den oberen Burgteil. Noch bis letztes Jahr war der Aufstieg nur mit Mut und recht gefährlichen ungesicherten Klettereinlagen möglich.
Der Abstieg vom mit Metall "zugenagelten" Burgplateau erfolgt auf dem Aufstiegsweg. Unten können wir uns entscheiden, ob wir den Felsen im oder gegen den Uhrzeigersinn umrunden. Beide Wege treffen im hinteren Teil wieder zusammen und der Abstieg erfolgt über die Nordseite erst über Stufen und später über einen sandigen Weg (ursprünglicher Auf- und Abstieg) zurück zum Hauptweg (Schautafel über den Waldbrand 2006).
Wir gehen auf dem Hauptweg nach rechts (südlich) etwa 150 Meter zurück. Dort, wo der Weg eine Rechtskurve macht, zweigt nach links ein unscheinbarer und unmarkierter, aber beim genauen Hinsehen dennoch zunächst recht gut erkennbarer Pfad ab (nicht der zur kleinen Felshöhle, sondern fünf Meter weiter rechts). Wir wählen diesen Pfad, der uns recht steil zwischen jungen Bäumen (Vorsicht!) nach oben führt. An der höchsten Stelle angekommen, müssen wir im weglosen Gelände den richtigen Weiterweg finden. Es geht recht steil abwärts in den Scholzengrund (Scholzeho důl). Zwischendurch gibt es einige Felsabbrüche und Steilstufen, die zu umgehen sind. Unser Weg im Scholzengrund ist von oben recht bald erkennbar, aber der Abstieg hat es in sich und zum Schluss muss ein Bächlein überquert werden, was aber kein Problem darstellt.
Umgehungsvariante 1: Nach dem Abstieg von der Burg über den sandigen Weg bei Erreichen des Hauptweges im Stammbrückental (gelb) links abbiegen und diesem gut einen Kilometer folgen. Kurz vor einer großen Linkskurve geht rechterhand ein Weg ab, der in südliche Richtung führt. Diesem ebenfalls gut einen Kilometer im Verlauf folgen und nach einer Rechtskurve auf den linksseitig abgehenden unmarkierten Pfad Richtung Kreuzberg (Křížový vrch) abbiegen (markanter größerer Kahlschlag mit nachwachsenden Jungbäumen/unser Pfad verläuft am Fuße einer markanten Felsgruppe).
Umgehungsvariante 2: An der höchsten Stelle des Aufstiegs nicht direkt steil in den Scholzengrund absteigen, sondern linksseitig einen abzweigenden sehr schwach ausgeprägten Pfad suchen, der grob in nordwärtige Richtung führt und nach rund 600 Metern auf einen breiteren Weg trifft. An diesem dann rechts halten bis zum abgehenden unmarkierten Pfad Richtung Kreuzberg (markanter größerer Kahlschlag mit nachwachsenden Jungbäumen/unser Pfad verläuft am Fuße einer markanten Felsgruppe).
Weiter reguläre Tour: Im Scholzengrund angekommen, geht es links auf einem Grasweg in wunderbarer idyllischer Umgebung weiter. Wir nehmen schon nach kurzer Zeit rechts eine Felsgruppe hinter einem größeren Kahlschlag wahr. Dort wird unser Pfad entlangführen, den wir nach knapp 600 Metern erreichen. Er zweigt unscheinbar und unmarkiert rechts ab, ist aber schon bald gut erkennbar und führt uns südwärts durch den Kahlschlag unterhalb der durchaus beeindruckenden Felswände entlang. Die Felsen werden umrundet und wir befinden uns wieder im Wald. Den nach oben auf die Felsgruppe führenden Pfad lassen wir links liegen und halten uns hier rechts. Der weiterhin erkennbare Pfad führt an einem ausgeschlägelten kleinen halbhöhlenartigen Überhang vorbei und der Waldrand mit einer auffälligen Futterkrippe wird sichtbar.
Mit Verlassen des Waldes sehen wir den Kreuzberg vor uns und gehen ein Stück an seiner Westflanke südwärts, ein kleines Anwesen passierend. Der Aufstieg auf schmalem Wiesenpfad erfolgt von Südwesten her (an einer Holzbank) und dauert keine fünf Minuten. Die Aussicht von diesem Basaltberg (!) ist atemberaubend schön. Schon beim Aufstieg haben wir einen wunderbaren Blick auf den nahegelegenen Marienfelsen, nur diesmal von der anderen Seite.
Der Abstieg in Richtung Süden anfangs über einen Wiesenpfad, im Verlauf 100 Meter auf einem Betonplattenweg, dann wieder auf einem rechts abgehenden Pfad ist in weniger als fünf Minuten absolviert. Nun können wir uns auf eine Mahlzeit im "Na konci svéta" in Rynartice (Rennersdorf) freuen, welches wir an der kleinen Straße rechts haltend in knapp 200 Metern erreichen (nicht verunsichern lassen durch den Begriff "Snacks" - es sind reichliche Portionen).
Nach der Einkehr gehen wir auf der kleinen Straße gut 300 Meter zurück bis zur "Hauptstraße", dort links und kurz hinter der Bushaltestelle (Wendestelle mit Wartehäuschen) rechts auf einen Weg, der talwärts zu ein paar Häusern führt. Aus dem Weg wird ein schmaler Pfad und es scheint, als ob dieser in einer Sackgasse endet. Das täuscht aber, denn der Pfad führt dicht an dem dortigen letzten Haus vorbei und wir befinden uns schlagartig in einer wildromantischen Schlucht. Unterhalb sehen wir bereits unseren Bach (Chřibská Kamenice/Kreibitzbach) im Paulinengrund (Pavlínino údolí).
Im Talgrund führt unser Pfad einmal scharf nach rechts und wir haben sofort die erste Bachdurchquerung vor uns. Wir sind angekommen im wohl märchenhaftesten Tal weit und breit. Jetzt heißt es, immer dem Pfad im Bachverlauf zu folgen und den Bach ein halbes Dutzend mal zu durchqueren. Zwischenzeitlich ist der Pfad extrem urwüchsig und teils schwach ausgeprägt, aber er verläuft stets in unmittelbarer Bachnähe.
Erst als der Pfad nach gut einer Stunde Abenteuergefühls auf den markierten Wanderweg mündet, sehen wir wieder die ersten Menschen, aber auch am Wochenende nicht sehr zahlreich.
Der restliche ebenfalls wunderschöne Weg durch den Paulinengrund immer entlang des Baches dauert eine gute Dreiviertelstunde. Dann nehmen wir hinter einem auf einem gebogenen Ast sitzenden kleinen Kobold links die Schleife um den kleinen Teich an der ehemaligen Grieselmühle (Grieslův mlýn) mit und kommen nach kurzer Zeit am Campingplatz von Jetřichovice raus.
Wir überqueren die Bachbrücke und wandern ein kurzes Stück entlang der Zufahrtsstraße zum Campingplatz, vorbei an einigen schönen Ferienhäusern. Wenn an der Straßeneinmündung rechts ein Wanderweg abgeht, folgen wir diesem in nördliche Richtung. Später führt uns der Wanderweg ein Stück neben der kleinen Verbindungsstraße zwischen Jetřichovice und Všemily (Schemmel) entlang.
Auf den letzten 150 Metern bis zum Ausgangspunkt der Wanderung müssen wir auf der Fahrbahn laufen und sehen hinter einer Kurve die Touristeninformation von Jetřichovice vor uns.
Öffentliche Verkehrsmittel
- mit der Deutschen Bahn bis Bad Schandau Nationalpark-Bahnhof fahren
- ab Bad Schandau Nationalpark-Bahnhof oder Bad Schandau Elbkai (wer bereits in Bad Schandau ist) mit dem Nationalpark-Express (NPE) bis Hřensko oder Mezní Louka (Tschechien) fahren
- ab Hřensko bzw. Mezní Louka mit der Buslinie 434 nach Jetřichovice (Tschechien) - am Wochenende und an Feiertagen öfter
- nähere Informationen zu den Verbindungen im ÖPNV in der kostenlosen Broschüre "Touristische Fahrpläne 20XX Sächsisch-Böhmische Schweiz" (erhältlich in den Touristen-Informationen, Bahnhöfen, Unterkünften etc.)
Anfahrt
- aus Dresden die Autobahn A 17 in Richtung Pirna befahren
- die Abfahrt auf die B 172a nach Pirna nehmen
- in Pirna weiter auf der B 172 nach Bad Schandau fahren (Bad Schandau ist ausgeschildert)
- in Bad Schandau weiter in Richtung Hřensko/Tschechien fahren
- in Hřensko links in Richtung Mezní Louka abbiegen
- weiter bis Jetřichovice zur Ortsmitte
Parken
- kostenloser Parkplatz auf der Anhöhe in der Ortsmitte von Jetřichovice nahe der Kirche (Stand Mai 2018)
- weitere Parkplätze in Jetřichovice vorhanden
Koordinaten
Buchempfehlungen des Autors
-
Wander- und Naturführer Böhmische Schweiz (Von den Tyssaer Wänden über Hohen Schneeberg, Prebischtor und Dittersbacher Felsen ins Khaatal) vom Berg- & Naturverlag Rölke ISBN 978-3-934514-07-2
Kartenempfehlungen des Autors
- Eurokart/Turistická Cykloturistická Mapa "Národni Park ČESKÉ ŠVÝCARSKO, 1 : 20.000, Wander- und Radwanderkarte in tschechischer Sprache (empfohlen)
-
Offizielle Wanderkarte "Nationalpark Böhmische Schweiz", 1 : 25.000 (www.boehmischeschweiz.de)
- beide erhältlich in der Touristeninformation in Jetřichovice (Freitag bis Sonntag ab 09.00 Uhr geöffnet) bzw. in Bad Schandau (Sachsen)
Buchtipps für die Region
Kartentipps für die Region
Ausrüstung
- feste Wanderschuhe, am besten knöchelhoch (Kategorie A/B)
- normale Wanderausstattung für eine Tagestour
- Stöcke für die Bachdurchquerungen angeraten
- Zeckenschutzmittel
- ggf. Wassersandalen
Statistik
- 7 Wegpunkte
- 7 Wegpunkte
Fragen & Antworten
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