Arnspitz-Überschreitung
Wegearten
Sicherheitshinweise
Viele steile Passagen in weglosem Gelände, viele Felspassagen im Grad I und II, eine kurze Kletterstelle im III. Grad. Die Tour ist nur was für erfahrene Bergsteiger!Start
Wegbeschreibung
Vom Parkplatz an der Brücke nimmst du einen Weg parallel zur Leutascher Ache nordwärts. Nach rund hundert Metern überquerst du eine kleine Brücke und zweigst direkt dahinter auf einem schmalen Weg rechts ab - Ausschilderung: Arnplattenspitze. Und gleich geht es zur Sache, denn gnadenlos steil zieht der Pfad den Kiefernwald hinauf. Frische rotweiße Markierungen weisen dir den Weg und zeigen an, dass man diese Variante des Aufstiegs wohl vitalisieren will. Völlig zu Recht, wie ich meine, denn im Gegensatz zum Aufstieg über die Forststraße im Satteltal ist der weg über Zwirchkopf, Arnkopf & Co. deutlich schöner. Nach dem steilen, etwa einstündigen Steilkiefernwald-Auftakt geht es nämlich immer am Kamm dahin, die Aussicht ist dank niedrig wachsenden Lartschenbestandes meist sensationell.
Kurz vor dem Gipfel der Arnplattenspitze zieht der Anspruch des Anstieges dann plötzlich an. Eine etwa vierzig Meter hohe Steilstufe erfordert immerhin Kletterei im zweiten Schwierigkeitsgrad - und das an einem offiziellen und markierten Wanderweg! Aber dass eine so schlanke und steile Pyramide wie die Arnplattenspitze nicht ganz einfach zu haben ist, kann man sich eigentlich schon aus der Ferne denken.
Trotz der ersten Klettereinlage im Aufstieg: Das Abenteuer der Arnspitz-Überschreitung beginnt erst am Gipfel. Und das wirst du auch gleich merken, wenn du die ersten Meter jenseits des Gipfels die große und markante Arnspitzplatte hinabkletterst. Mit Markierungen ist jetzt nämlich Schluss, und mit deutlichen Begehungsspuren auch. Wohin also? Du beginnst in der Mitte an einer deutlichen Verschneidung, umgehst eine senkrechte Felsstufe in einer Rechtsschleife, kletterst noch einige Meter gerade hinab und querst schließlich nach links aus der Platte hinaus.
Der Abstieg in die Scharte vor der Mittleren Arnspitze verläuft teils über Schrofen und Schutt, teils durch Latschen. Insgesamt hältst du dich ziemlich links und kommst immer wieder mal der Kante sehr nahe, die die Ostflanke der Arnplattenspitze nach Norden begrenzt. Das ist deshalb bemerkenswert, weil es hinter der Kante sehr abrupt einige hundert Meter senkrecht und überhängend in die Leutasch hinabgeht. An einer Stelle balancierst du sogar direkt über dem Abgrund, um eine dichte Latschenpassage links zu umgehen. Verdonfeeling, würden Kletterer sagen. Die Scharte vor der Mittleren Arnspitze ist dann recht breit und gemütlich und beruhigt die Nerven ein bisschen.
Über dir baut sich jenseits der Scharte eine etwa sechzig Meter hohe, nahezu senkrechte Felswand auf. Das soll ein Zweier sein? Ja, es ist tatsächlich ein Zweier, zumindest, wenn du den Weg des geringsten Wiederstandes findest. Der geht zunächst einigermaßen gerade hinauf und macht an der steilsten Stelle eine Linksquerung. Oben angekommen trennt dich nur noch eine latschenlastige Querung von einer kleinen Scharte, jenseits der es über einen kurzen Steilaufschwung zur Mittleren Arnspitze hinaufgeht. Klettertechnisch findet sich übrigens genau dort die Schlüsselstelle der Tour, die vielleicht sogar den dritten Grad erreicht. Sorgen brauchst du dir allerdings keine machen: Es sind nur zwei Meter, die mit einem beherzten Move überwunden werden wollen. Ausgesetzt ist die Stelle nicht.
Am Gipfel ist Sackgasse. Du stegst zehn Meter wieder zurück und querst auf einem Band in eine dem Gipfel südlich vorgelagerte Scharte. Jenseits davon wartet die wirkliche Schlüsselstelle der Tour auf dich: Etwa dreißig Meter kletterst du eine steile, schwach ausgeprägte Verschgneidung hinab. Nominell ist das nur ein Zweier, aber anhaltend, auslassen darfst du nirgendwo und abwärts klettern ist eben schwieriger als hinauf. Nach dieser Prüfung findest du dich auf einem Schuttfeld wieder, das du bis fast an dessen unteres Ende geradeaus hinab läufst. Trittspuren führen dich dort links hinaus über eine schwache Geländekante. Zwischen den Latschen werden die Felspassagen mehr und steiler, bis du dich vor einer senkrechten Felswand befindest, die dich von einem breiten Sattel trennt. Eine letzte beeindruckende Passage will jetzt überwunden werden: Das "bösartig aussehende Band" (Zitat Alpenvereinsführer). Zutreffend ist diese Beschreibung allemal, denn vor dir befindet sich tatsächlich eine Querung durch senkrechtes Gelände, die eher nach einem Fünfer als nach einem Zweier aussieht. Dank wirklich guter Griffe entpuppt sich die Querung entgegen dem optischen Eindruck dann jedoch als gutartig (und unterhalb des dritten Schwierigkeitsgrades).
Der Weiterweg ist im Großen und Ganzen problemlos. Das gilt auch für den Grataufschwung, den du nach wenigen Minuten erreichst. In festem Fels kletterst du an allerbesten Griffen und Tritten aufwärts, bis der Grat in einigem Auf und Ab dem Gipfelaufschwung der Großen Arnspitze entgegenläuft. Diesen letzten Aufschwung überwindest du ohne Schwierigkeiten in einer großen Rechtsschleife mehr oder weniger entlang einer schwach ausgeprägten Rippe. Kurz vor dem Gipfel triffst du auf den Normalweg, der von der Arnspitzhütte heraufzieht. Der Gipfel selbst trägt übrigens nur eine Markierungsstange. Das Gipfelkreuz befindet sich auf einem hundert Meter entfernten Vorgipfel, der vom Tal aus wohl besser zu sehen ist.
Der Rückweg zum Ausgangspunkt führt zunächst steil zur Arnspitzhütte zurück. Nebenbei bemerkt handelt es sich dabei um eine der schönsten und bestgepflegten Selbstversorgerhütten überhaupt. Direkt an der Hütte setzt ein zwar markierter, aber nicht ausgeschilderter Weg an, der zunächst am Klohäuschen vorbei in eine kleine Scharte führt. Jenseits davon gelangst du durch ein steile schottrige Rinne in eine riesige Schrofenflanke hinab, die du absteigend komplett querst - immer unterhalb des Grates, den du noch vor kurzem überschritten hast. Unterhalb der Arnplattenspitze triffst du im Hohen Sattel auf einen Forstweg, der dich in einer guten halben Stunde zum Parkplatz zurückbringt.
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