Arbertour 6: Unterwegs im 8-Tausender-Gebirge

"Tritt man dann endlich aus dem Walddämmer auf einen freien Plan, dann dehnen sich Waldkämme und Waldberge bis zum letzten Horizont: blau, blass, farblos, im goldenen Rauch feinen Dunstes oder als schwarze Inseln über grundlose Nebelbetten. Größeres haben die Alpen nicht zu bieten." (aus Walter Pause: Wandern im Bayerwald, 1969)
Die "8-Tausender-Tour": Unter Arberkennern gilt sie - besonders im Herbst, wenn sich in den tieferen Lagen des Bayerischen Waldes und über der Donauebene die Nebel länger halten, als Geheimtipp: Nirgendwo anders im Arbergebiet, als auf dem Gebirgskamm zwischen dem Eck oberhalb von Arnbruck und dem "König des Bayerischen Waldes" kann man mit etwas Glück im Herbst so lange "über den Wolken" wandern.
Ausgangspunkt der Tages-/Zweitageswanderung (je nach Jahreszeit und Kondition) ist das Eck - der Sattel oberhalb von Arnbruck. Wer nur einen Tag Zeit hat, dem sei die Anreise mit dem öffentlichen Nahverkehr empfohlen. Wer jedoch zwei Tage Zeit hat, für den besteht bis Ende Oktober die Möglichkeit, auf der Chamer Hütte (unbedingt vorher informieren, ob die Hütte offen hat!, Infos unter Übernachtungsgäste sollten vor 17:00 Uhr auf der Chamer Hütte eintreffen und sich telefonisch voranmelden unter Tel. 09924/943126 oder Tel.: 09924/7015) am Fuße des Kleinen Arbers zu übernachten.
Da unsere Tour Teil zweier bekannter Fernwanderwege, des Goldsteigs und des Europäischen Fernwanderwegs E6, ist und sie darüber hinaus größtenteils genau auf dem Höhenkamm zwischen dem Eck und dem Großen Arber verläuft, werden wir bei Tageslicht keine Mühe haben, unseren Pfad durch das "8-Tausender-Gebirge" zu finden.
Bereits auf unserem Weg zum ersten Gipfel, dem Mühlriegel (1.080 m), wird uns besonders im Spätsommer bewusst, was - neben den weiten - windwurfbedingten - Ausblicken in der zweiten Hälfte unserer Kammwanderung den Reiz dieser Tour ausmacht:
"Überall wird der Wanderer zwischen den Farnsträußen und Beerengärten auf Urgesteinstrümmer stoßen, auf Kugeln, Rampen, Platten und Bänken aus reinem Gneis. Diese Erscheinungen machen keinen Superlativ aus, aber sie fixieren das absolut Einzigartige an diesem Grenzkamm, sie verdeutlichen seinen Charakter. Wer diesen Charakter ergründen will, muss laufen, wandern, rasten, schauen." (Walter Pause: Wandern im Bayerwald)
Wandern ist jedoch viel mehr als "nur" Natursport. Wer sich auf den Wald einlässt, der wird schnell erfahren, dass Wandern auch immer zum Nachdenken einlädt.
Unter Naturschützern ist der nun folgende Höhenkamm zwischen dem Mühlriegel und dem Großen Arber vor allem als Auerwildschutzgebiet bekannt.
Da die bedrohten Waldvögel sich im Spätherbst und im Winter von energiearmen Baumnadeln ernähren, ist es wichtig, dass wir jetzt (ebenso wie im Frühjahr während der Balz und der Jungenaufzucht) auf dem Wanderweg bleiben. Nur so können wir gewährleisten, dass kein Auerhuhn aufgeschreckt wird und dabei so viel Energie verliert, dass es schlimmstenfalls sterben muss. Auerhühner sind auf lichte Altbestände angewiesen. Schachten, wie die auf 1.201 m NN gelegene Heugstatt, stellen daher nicht nur ein kulturelles Erbe dar - aus einer Zeit, in der noch bei Ochsen die Waldweide verbreitet war - sondern sie sind auch wichtig für den Erhalt der Artenvielfalt.
Auf dem Weg zum nächsten Tausender, dem 1.285 m NN hohen Enzian, von dem man eine besonders gute Aussicht auf den Großen Arber (1456 m) und seinen 72 Meter kleineren "Bruder", den Kleinen Arber, genießen kann, zeigt sich der Höhenkamm wieder von einer anderen Seite: Im Januar 2007 wütete besonders in den höheren Lagen des Bayerischen Waldes der Orkan Kyrill. Bei vielen Wanderern sind noch die damaligen riesigen Windwurfflächen gut im Gedächtnis verhaftet. Hätte der Forst damals diese Flächen gleich nach der Schneeschmelze aufgearbeitet, hätte die Gefahr bestanden, dass die Auerhühner in ihrer Balz und Jungenaufzucht massiv gestört worden wären. Um den bedrohten Wappenvogel des Bayerischen Waldes zu schützen, beschloss man daher, erst Mitte Juli - zu einem Zeitpunkt, an dem die Jungen flügge sind, - die Orkanschäden aufzuarbeiten.
Nicht von heute auf morgen regeneriert sich der Wald, aber doch deutlich sichtbar. Diese Arbertour bietet uns also nicht nur herrliche Ausblicke, sondern auch viele Einblicke in die Natur des Bayerischen Waldes.
Autorentipp
Sicherheitshinweise
Bei der Planung unbedingt die Jahreszeit beachten! Eine Begehung der Tour wird nur bei Tageslicht empfohlen!Weitere Infos und Links
Die derzeit umfangreichste und aktuellste Internetseite zum Arbergebiet findet Ihr unter:
Außerdem empfehlenswert:
Start
Ziel
Wegbeschreibung
Hinweis
Öffentliche Verkehrsmittel
mit Bahn und Bus erreichbar
Anfahrt: Mit dem Bus zum "Eck", Rückfahrt mit dem Bus/der Waldbahn ab Bahnhof/Neues Rathaus Bodenmais
Fragen & Antworten
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